Ostwestfälischer Turngau
Sonntag, 28.04.2024, 16:12:15
Bericht über das Gauturnfest am 17. und 18. Juni

Das 16. Gauturnfest des Ostwestfälischen Gaues, verbunden mit dem 25jährigen Stiftungsfest des Lippspringer Turnvereins "Jahn" wurde ein großartiger Propagandatag für die Deutsche Turnerschaft. Die Lippspringer Bevölkerung hatte nichts gescheut, um der guten Sache zu einem vollen Erfolg zu verhelfen. Nicht allen, daß die Straßen des Badeortes einen beispiellosen festlichen Schmuck angelegt hatten, die Bürgerschaft hatte vielmehr Quartiere für über 300 Turner bereitgestellt. Samstags nachmittags 5 Uhr kamen die Kampfrichter zusammen, um die letzten Weisungen für ihre am anderen Tage harrende verantwortungsvolle Arbeit entgegenzunehmen. Abends fanden sich im geräumigen Kursaale des Bades nach vorausgegangenem Zapfenstreich die nach hunderten zählenden auswärtigen Turner zu einem gemütlichen und geselligen Festkommers für einige Stunden zusammen. Ein großes Wecken leitete den Sonntag ein. Der um 6 Uhr für beide Konfessionen angesetzte Festgottesdienst war sehr gut besucht. Mit dem Turnerliede "Turner, auf zum Streite!" ging die stattliche Schar der Wettkämpfer kurz nach 1/2 8 Uhr zum Wettkampfplatze, der von einer großen Menge Schaulustiger umsäumt und belebt war. Am Zwölfkampf (1. Abteilung) beteiligten sich 60 Turner, wohingegen in der 2. Abteilung über 300 Turner um den Sieg stritten. Im Sechskampf gaben etwa 70 Turner proben ihres Könnens. Die harte Arbeit der Wettkämpfer währte bis über Mittag hinaus.
Um 2 Uhr bereits bewegte sich ein stattlicher Festzug durch den fahnengeschmückten Ort. Ueber 35 Vereine mit schätzungsweise 1500 Turnerinnen und Turnern, mit wehenden Fahnen und Bannern, boten ein buntbewegtes, herzerfrischendes Bild. Im Kurpark richtete der Bürgermeister von Lippspringe Dr. Bint herzliche Begrüßungsworte an die Teilnehmer. Den Dank der Turner kleidete Gauvertreter Meyer zu Köcker, Lippstadt in passende Worte. Ein silbernes Banner, gestiftet von den Damen der Stadt Lippspringe, wurde sodann an die Fahne des Turnverein "Jahn" Lippspringe geheftet als äußeres Zeichen des 25jährigen Bestehens. In der weiten Schützenhalle war den Freunden des deutschen Turnens dann Gelegenheit geboten, die Turnerinnen und Turner bei ihrer körperstählenden Arbeit zu bewundern. Freiübungen, Musterriegenturnen, Sondervorführungen hatten eine unübersehbare Menge fremder Gäste herbeigelockt. die von dem hohen Stande der deutschen Turnerbewegung das denkbar beste Bild mit nach Hause nehmen konnten. Um 7 Uhr abends war der für die Wettkämpfer wichtigste Augenblick: die Verkündung der Sieger. Weder Orden noch Diplome waren die Preise, sondern schlichte Eichenkränze zierten das Haupt der glücklichen Sieger.

(Patriot, Lippstadt.)

entnommen aus "Blätter für den Ostwestfälischen Turngau" No. 112, 29. Juli 1922