Das diesjährige Bezirksturnfest hatte der Turnverein Borgeln übernommen, um mit diesem Feste zugleich die Feier seines ersten Stiftungsfestes zu begehen.
Bereits am Vorabend hatte sich unser Herr Gauvertreter Meyer zu Köcker und eine stattliche Anzahl Kampfrichter beim Turnbruder Jalpert zu einer Kampfrichtersitzung eingefunden. Da uns der Wettergott am Vortage nicht gnädig war, wurden hier alle Maßnahmen getroffen, um an einem regnerischen Sonntag auch den Wettkampf voll und ganz durchführen zu können. Anschließend ging es dann unter Vorantritt der Ostönner Musikkapelle zum Festplatz Borgelerlinde. Hier hielt der erste Vorsitzende vom TV Borgeln, Tbr. Köster, die Begrüßungsansprache. Er hob hierbei die großen Schwierigkeiten hervor, die der junge Verein gehabt hat, um das Fest auch würdig zu gestalten. Einige Turnerinnen und Turner des 1. Bezirks hatten sich zur Verschönerung des Kommersabends in den Dienst unserer guten Sache gestellt. Kürübungen am Barren von den Turnern des Soester TV von 1862 ernteten großen Beifall. Eine stattliche Anzahl vom TV Schwefe führten dann einige Lauf- und Freiübungen vor; den anhaltenden Beifall hatten die Mitwirkenden wohl verdient. Allgemeine Anerkennung fanden die neuzeitigen Freiübungen vom Turnverein Germania Lippstadt, die jedem Verein sehr zu empfehlen sind. Einige Damen des Soester Turnvereins von 1862 zeigten dann noch weitere Barren- und Freiübungen, wofür ihnen an dieser Stelle nochmals der Dank ausgesprochen werden soll. Gespannt und mit Aufmerksamkeit folgten alle Anwesenden den Uebungen von Anfang bis zum Schluß.

Der zweite Festtag begann mit einem Feldgottesdienst, wozu die Turner recht zahlreich angetreten waren. Der Wettergott hatte nun am Vorabend seine Schleusen geschlossen und vom Regen sollten unsere Wettkämpfe nicht mehr behindert werden. Zum Zwölfkampf waren erstaunlicherweise sehr wenig Wetturner angetreten. Dieses muss aber im nächsten Jahr besser werden.
Wenn jeder Geräteturner mal darüber nachdenkt, welche Arbeit die einzelnen Fachwarte vor einem Feste haben, um dasselbe zu einem recht schönen zu gestalten, dann kann der Dank nur darin abgestattet werden, wenn eine stattliche Anzahl auch am Festtage an den Geräten antritt. Die volkstümlichen Wettkämpfe hatten diese Lücke aber wieder ausgefüllt, so daß bei der Einteilung der einzelnen Riegen 182 Wetturner gezählt wurden.
Die Wettkämpfe hatten pünktlich um 11 1/2 Uhr ihren Abschluß gefunden, so daß jedem Turner bis zum Festzug noch reichlich Gelegenheit gegeben wurde, sich für den Nachmittag zu stärken. Im Festzuge marschierten etwa 300 Turner, eine Zahl, die wohl in unserm Bezirk lange nicht erreicht worden ist. In einer kernigen Ansprache durch den Gemeindevorsteher an die Turner entbot dieser den Willkommensgruß der Gemeinde Borgeln. Unser Gauvertreter stattete hierauf Dank unseres Bezirks ab. Am Ehrenhain wurde ein Kranz niedergelegt, wo Turnbruder Wallrabe eine zu Herzen gehende, den Gefallenen gewidmete Ansprache hielt. Zu den allgemeinen Freiübungen waren über 200 Turner angetreten. Der Nachmittag wurde ausgefüllt durch Sondervorführungen der einzelnen Vereine. Den Schluß des Tages bildeten die Ringkämpfe; auch hierbei war die Beteiligung eine sehr gute. Pünktlich zur angesetzten Zeit konnte die Preisverteilung erfolgen, die durch eine Ansprache unseres Gauvertreters eingeleitet wurde.

Dank gebührt vor allen Dingen dem Turnverein Borgeln für die gute Vorbereitung und sämtlichen Turnern, die zum guten Gelingen des Festes beigetragen haben. Dem Festwirt, Herrn Steinhoff, der für gute Speisen und Getränke gesorgt hatte, soll auch an dieser Stelle der Dank ausgesprochen werden.

Gut Heil!

Wilhelm Schäfer, Bezirksturnwart

entnommen aus "Blätter für den Ostwestfälischen Turngau" No. 131, September 1927