Ostwestfälischer Turngau
Freitag, 29.03.2024, 16:21:47
Jugendtreffen des 1. Bezirks in Völlinghausen am 14. August 1927

Zum zweiten Male fand unser diesjähriges Bezirks-Jugendtreffen in Völlinghausen an der Möhne statt. Am Vorabend unternahmen 150 jugendliche Turner eine Wanderung von Soest nach Völlinghausen und fanden nach Ankunft Rast und Ruhe in der Turnerbleibe des Soester Turnvereins von 1862. Das gemeinsame Übernachten hat bekanntlich für die Jugend besondere Reize, so daß der Schlaf ein wenig auf sich warten musste, bis endlich die Müdigkeit alle in Morpheus Arme zwang.
Das Wecken und Aufstehen, das Wachen mit kühlem Quellwasser nötigte natürlich auch zeitweilig zu sprudelnder Heiterkeit. Nach gemeinsamen Kaffee und Kirchgang begannen die Wettkämpfe. Ein herrliches Bild entfaltete sich auf der Wiese vor der Herberge, waren doch 28 Turnerinnen und 210 Turner zum friedlichen Wettkampf angetreten. Während der Kämpfe brodelte bereits in einem 150 Liter fassenden Kessel die Erbsensuppe. Wie mundete sie da draußen in der frischen Luft und es musste sich ein jeder schnell dabei machen, um seinen Magen zu stärken. Um 1 Uhr wurde eine Pflichtwanderung durch den Wald nach Niederbergheim unternommen. Anfangs begleitete uns lachender Sonnenschein, dann aber zwang plattschernder Gewitterregen zur Flucht und zum Suchen nach Unterschlupf. Der Regen fiel immer dichter, jetzt lautete das Kommando: "Laufschritt, marsch, marsch zur Herberge." Nach einer kurzen Pause Schritt man zur Siegerverkündung. Dieselbe wurde eingeleitet durch eine fein durchdachte Rede unseres Gaugeschäftsführers Hagemeister, Lippspringe. Er sprach über die Geschichte und die hohen Ziele der Deutschen Turnerschaft, ermahnte zur Enthaltsamkeit von Rauschgiften und zur weiteren Arbeit im Sinne unseres Turnvaters Jahn. Turnbruder Baucks als Vorsitzender des Soester Turnvereins von 1862 gab seiner Freude darüber Ausdruck, daß das Werk des Soester Turnvereins, die Jugendherberge in Völlinghausen, unserer Jugend zum Segen werde. Gegen 5 Uhr schickten sich die einzelnen Vereine zum Abmarsch an, sie schieden mit dem Bewußtsein, einen schönen Tag verlebt zu haben im Dienste unserer edlen Turnerei.

Wilhelm Schäfer, Bezirksturnwart

entnommen aus "Blätter für den Ostwestfälischen Turngau" No. 131, September 1927