Ostwestfälischer Turngau
Donnerstag, 18.04.2024, 21:49:53
I. Bezirk

Das diesjährige Bezirksturnfest in Werl am 5. und 6. Juni erfreute sich einer sehr guten Teilnahme, (Anröchte u. Diestedde fehlten), war doch diesmal genau die doppelte Anzahl Wettturner gemeldet, als im vorigen Jahre. Das ist ein erfreulicher Fortschritt, nur weiter so! Eingeleitet wurde das Fest durch einen Zapfenstreich. In schneidigem Marsch ging es zum Marktplatz, wo eine gewaltige Zuschauermenge den vorgeführten Fahnen-Freiübungen der Werler Jugendabteilung mit sichtlicher Freude und großem Interesse zusah. Auch die ziemlich schwierigen dabei sehr korrekt ausgeführten Stabübungen der Männerabteilung fanden großen Beifall. Der Festkommers fand im Germaniasaal statt. Nach der Begrüßung durch den 1. Vorsitzenden Otto Lange nahm Herr Bürgermeister Nachtsheim das Wort. Er bedauerte lebhaft, das morgige Fest wegen dienstlicher Verhinderung nicht mitmachen zu können und begrüßte die Gäste und Turner aufs herzlichste, dabei betonend, daß er die edle Turnerei fördern werde, soweit es in seinen Kräften stehe. Bei Liederklang, turnerischen Vorführungen und humoristischen Vorträgen schwand die Zeit nur gar zu schnell, und manchem Wetturner wurde es schwer, sein Lager aufzusuchen, um noch einige Stunden Schlaf zu erhaschen. Am andern Morgen sah es trübe aus, Regen rieselteherab, doch die Turner ließen sich nicht entmutigen. Der Wettkampf wurde unter den schwierigsten Verhältnissen zu Ende geführt und trotz Nässe und Kälte wurden sehr gute Resultate erzielt. Hierbei muss ich den Kampfrichtern meinen Dank aussprechen, die mit Schirm und Regenmantel bewaffnet, stundenlang die oft recht schwierige Wertung ausführten. Ganz besonders hervorheben möchte ich die Tg. Filmer, Werl und Flemming, S. T. 62, welche im Berechnungsausschuss vorbildlich arbeiteten. Am Nachmittag zog der Festzug durch die geschmückte Stadt. Auf dem Marktplatz begrüßte der Ehrenvorsitzende des Werler TV die Turner und Gäste aufs herzlichste. Nachdem der Gauvertreter Herr Meyer zu Köcker den Werlern für die frdl. Aufnahme gedankt, in begeisterten Worten uns die Ziele der deutschen Turnerschaft beleuchtet hatte, gings wieder zum Germaniasaal zum Schauturnen. An Sondervorführungen wurde leider nicht viel gezeigt, und der Ringkampf war wohl die einzige Vorführung, welche die Zuschauer in großer Spannung hielt, besonders der Kampf des Mittelgewichtsringers Jakob Koenen vom TV "Germania" Lippstadt, welcher einen in jeder Beziehung technisch durchgebildeten, schönen Kampf zeigte. Alles in allem war auch dieses Fest trotz des schlechten Wetters ein sehr schönes; dank den großen Bemühungen des Werler TV und seinem tüchtigen 1. Vorsitzenden Otto Lange. Das Fest wird der Turnsache und dem Werler TV wieder neue Freunde und Gönner zuführen.

Gut Heil!

W. Schallert, Bez.-Turnwart

entnommen aus "Blätter für den Ostwestfälischen Turngau" No. 126, Juli 1926