Ostwestfälischer Turngau
Donnerstag, 18.04.2024, 08:45:49
Bezirksturnfest des 2. Bezirks am 12. und 13. Juni 1926 in Herste

Zu einer schönen Feier gestaltete sich das Bezirksturnfest in Herste. Von allen Seiten des 2. Bezirks waren die Turner herbeigeeilt, um ihre Kräfte im friedlichen Wettkampf zu messen. Eingeleitet wurde das Fest am Samstag nachmittag mit einem Kampfrichterlehrgang. Anschließend folgte die Kampfrichtersitzung, bei welcher alle Uebungen nochmals besprochen wurden. Am Abend eröffnete ein Fackelzug, an welchem die bereits anwesenden Turner teilnahmen, das eigentliche Fest. Hieran schloß sich ein Kommers. Der Vorsitzende des Herster Turnvereins, Herr Eisner, hieß alle herzlich willkommen und übergab die Leitung des Festes dem Bezirksturnwart Vogt. Im Auftrage der Gauleitung war der Gauvertreter Herr Meyer zu Köcker, Lippstadt, erschienen. In seinen Ausführungen schilderte er den Wert des deutschen Turnens. Unter Musik, Gesang, Vorträgen und turnerischen Vorführungen, verliefen die Stunden nur zu schnell, da es galt, Kräfte für das Wetturnen des nächsten Tages zu sammeln.

Am Sonntag morgen nach dem Wecken fand um 8 Uhr ein Gottesdienst statt, zu dem die Turner sich recht zahlreich eingefunden hatten. Um 9 Uhr begann bei bereits bedecktem Himmel auf dem Sportplatz das Wetturnen im Zwölf-, Zehn-, Vier-Kampf und Jugendturnen. Eine stattliche Anzahl von fast 300 Wetturnern stellten sich den Kampfrichtern. Es war ein erhebendes Bild, Hunderte sehniger, deutscher Turner im friedlichen Wettstreit um den Siegerpreis ringen zu sehen. Hatte der Himmel zu Anfang erst ein Einsehen, so setzte gegen 10 Uhr Regen ein. Nach einer kleinen Unterbrechung konnten die Wettkämpfe fortgesetzt werden. Den Glanzpunkt des Tages bildete der Festzug, daran nahmen 28 Vereine mit Fahnen teil. Ein schöner Anblick war es, die Turner in strammer Haltung auf den Festplatz aufmarschieren zu sehen. Nun fand die Begrüßung der Turner namens der Gemeinde statt. Der Vorsitzende des Turnvereins, Herr Eisner, hieß die auswärtigen Vereine herzlich willkommen. Herr Gauvertreter Meyer zu Köcker dankte für die freundliche Begrüßung. Die Ansprache klang mit einem "Gut Heil" auf die Behörde und die gesamte Bürgerschaft von Herste aus. Nach Auflösung des Festzuges erfolgte der Aufmarsch zu den Freiübungen. Unter Vorantritt der Fahnen marschierten die Turner in vier Säulen auf. Die Freiübungen wurden gut ausgeführt und fanden allgemein Beifall.
Nun folgten Musterriegenturnen und Schauturnen an den verschiedenen Geräten. Der Turnverein Riesel wartete mit gut zusammengestellten Pyramiden auf und erntete hierfür allerseits Anerkennung. Um 6 Uhr fand die Siegerverkündung statt, nachdem vorher der Gauvertreter über Zweck und Ziel der deutschen Turnerschaft gesprochen hatte.

Johannes Vogt, Bezirksturnwart

entnommen aus "Blätter für den Ostwestfälischen Turngau" No. 126, Juli 1926