Ostwestfälischer Turngau
Freitag, 19.04.2024, 11:38:34
Das Frauenturnen in Soest

Es war ein guter Gedanke, das Gaufrauenturnen mit dem Sommerfest des Soester Turnvereins 62 zusammenzulegen. Zum ersten trat die geringe Beteiligung der Frauen unseres Gaues nicht so sehr in Erscheinung, zum andern konnten sich die Turn-Vereine nach Herzenslust dem Frohsinn widmen und zum dritten widmeten die Zuschauer, die in der Hauptsache des Jugendturnens wegen kamen, auch ihnen ihre Aufmerksamkeit.

Vor Beginn des Turnens fand eine Besprechung der Kampfrichter statt, und dann begann das Turnen. Obwohl schwere dunkle Wolken manchmal ihre Last auf die Flur fallen ließen, nahm man immer wieder die Arbeit auf und führte sie auch zur Vollendung.

Der "Soester Anzeiger" gibt seine Eindrücke mit folgenden Worten wieder:

Es war eine Freude, zuschauen zu dürfen, wie die schlanken Jungmädchengestalten am Pferd, am Barren, am Reck und bei den Freiübungen an Kraft und Gewandheit miteinander wetteiferten, wie in straffer Zucht die jungen Glieder sich streckten, wie frei die Turnerinnen sich bewegten und von der Prüderie vergangener Zeiten nichts mehr übrig geblieben ist. Wer nur will, dem muss sich beim Zuschauen etwas von dem freien Spiel der Kräfte und Glieder mitteilen, in dem Sinne, daß in dem schönen, was darin liegt, ein Teil der sittlichen Wiedergeburt umschlossen ist, von der allerdings viel geredet, der aber gerade durch das Frauenturnen in mehr als einer Hinsicht der Weg geebnet wird.

H. Kneer, Frauenturnwart

entnommen aus "Blätter für den Ostwestfälischen Turngau" No. 122, Oktober 1925