Ostwestfälischer Turngau
Dienstag, 14.10.2025, 09:38:19
60 Jahre Soester Turnverein

Jubelfeier am 24. und 25. Juni 1922

In der Tat ein Jubelfest! Die Jubelklänge durchzitterten nicht nur die Herzen der Turner, sondern sie weckten einen unvergeßlichen Widerhall bei der Bevölkerung der Stadt. Aus dem Gedenktag wurde ein Volksfest, und aus der passiven Anteilnahme an der Turnsache wurde Begeisterung für sie. Darin liegt der beste Lohn für die großen Opfer, welche die Mitglieder des Soester Turnvereins gebracht haben. Den Vorabend, der am 24. von statten ging und der durch Zapfenstreich und Kranzniederlegung am Jahndenkmal eingeleitet wurde, durchwehte eine weihevolle Stimmung. Galt es doch zunächst, derer zu gedenken, die als Mitglieder des Soester Turnvereins ihr Leben fürs Vaterland gelassen haben. In einem stilvoll gehaltenen, durch seine Einfachheit und Wucht sprechenden Schrein sind die Namen der 10 Helden eingetragen. (Turngenosse Cummerwie ist der Künstler.) Herr Rektor Voßnacke hielt die wundervoll aufgebaute und zu Herzen gehende Gedächtnisrede. Stehend sang die Festgemeinde, die den großen Saal des Schützenhofs füllte: "Ich hatt' einen Kameraden!"
Dann ehrte Herr Hellbach 52 Jubilare mit einer gleichfalls tief angelegten und fesselnden Ansprache. Den anwesenden Vereinsveteranen wurde ein kunstvolles Gedenkblatt überreicht. Ein stattlicher Chor gab den Rahmen zu diesem FEstakt dadurch ab, daß er die Lieder "Aus der Jugendzeit" und "Ich kenn' ein'n hellen Edelstein" zu Gehör brachte. Nach einigen Darbietungen der Turnerinnen und der Jugendabteilung fand der Vorabend gegen 11 Uhr seinen Abschluß. - Am andern Morgen begann nach gemeinsamem Gottesdienst der Wettkampf, an dem 420 Wettkämpfer, hauptsächlich Jugendliche, teilnahmen; denn der Soester Turnverein verbindet mit seinem Sommerfest alljährlich ein großes Schülerwetturnen, das sich großer Beteiligung erfreut. Um 11 1/2 Uhr traten an allen Toren Dauerläufer zum Sternlauf durch die Stadt an, der auf dem Marktplatz mit einem Stern endete.
Am Festzuge beteiligten sich Abteilungen von 6 Schulen und eine große Anzahl einheimischer und auswärtiger Turner. In der Festrede entrollte Turngenosse Baucks ein Stück Geschichte des Vereins und sprach dann von den Aufgaben und der Bedeutung des Turnens und des Sports in unserer Zeit. Auf den grünumrahmten Plätzen des Schützenhofes entfaltete sich gegen 3 Uhr ein belegtes, buntes Bild. Die Schulen traten in Tätigkeit und zeigten ihr Können. 1/2 5 Uhr vereinigten sich Schüler und Turner zu imposanten Freiübungen. 600-700 Turnende übten nach den Klängen wuchtiger Marschmusik. Darnach zeigten die Turner ihr Können und ernteten brausenden Beifall. Nach der Siegerverkündung trat der große Festball in seine Rechte und bildete gleichzeitig den Schluß der Jubelfeier.

Baucks.

entnommen aus "Blätter für den Ostwestfälischen Turngau" No. 112, 29. Juli 1922