Die Geburtstagsfeier Sr. Majestät Kaiser Wilhelms II. feierte der Turnverein "Jahn" am Samstag den 10. Januar 1914 abends im Adlersaale. Eröffnet wurde die Feier durch einige Konzertstücke seitens unserer städtischen Kapelle und dürfen wir vorweg sagen, daß dieselben sehr exakt zu Gehör gebracht wurden und nicht wenig zu dem völligen Gelingen des Festes beigetragen haben. Nachdem die Jugendriege einen Vierkampf ausgefochten, wurde den Gästen, die in überaus großer Zahl der Einladung Folge geleistet hatten, eine Turnstunde beim Turnverein "Jahn" genau so wie sich dieselbe des Abends in der Turnhalle abwickelt, vor Augen geführt. Da konnte man so recht sehen, wie gewandt und schneidig die Uebungen am Reck, Barren und Pferd ausgeführt wurden und daß die Jugend gut daran tut, wenn sie bei Zeiten es sich angelegen sein läßt, sich nicht nur solche Gewandtheit anzueignen, sondern auch lernt sich unterzuordnen. Von welch großem Nutzen dieses ist, weiß wohl der am besten zu schätzen und zu würdigen, dem es vergönnt ist, des Kaisers Rock zu tragen. Daß die Turner aber nicht nur auf diesem Gebiete allein, sondern auch im theatralischen Teile zu Hause sind, zeigten die drei Einakter, die über die Bühne gingen. Allen wurde lebhafter Applaus zuteil, gewiß ein Zeichen, daß man mit dem Gebotenen zufrieden war. Im zweiten Teile begrüßte der Ehrenvorsitzende, Herr A. Vollmer, die erschienenen Gäste, darunter die Vertreter des Soester und Lippstädter Turnvereins, hieß sie im Namen des Vereins herzlich willkommen und legte den Wahlspruch des Turners: frisch, fromm, fröhlich, frei aus, dabei alle den Turnvereinen noch fern Stehenden auffordernd, sich denselben doch anzuschließen. Sodann ging Redner auf das eigentliche Geburtstagskind über und brachte demselben am Schlusse ein dreifaches "Gut Heil" dar, in das alle Anwesenden begeistert einstimmten. Während des Gesanges der Nationalhymne zeigte sich den Blicken der Gäste das lebende Bild: "Die Turner huldigen Sr. Majestät". Nunmehr gedachte der Vorsitzende vier verdienter Männer, die der Turnverein "Jahn" in seiner Generalversammlung vom 3. Dezember 1913 zu Ehrenmitgliedern ernannt hatte. Es würde zu weit führen, wollten wir die Verdienste der Einzelnen hier hervorheben. Zu Ehrenmitgliedern wurden ernannt die Turngenossen F. Bühner, 2. Vorsitzender und Tambourmajor, der jetzige Zeugwart E. Werner, die alten Kämpen H. Kuhne und H. Sterzenbach sen. Nach Ueberreichung der eingerahmten schönen Diplome brachte Vorsitzender auf die Geehrten ein dreifaches "Gut Heil" aus, desgleichen auch auf die Turnschüler, denen es vergönnt war, im Kampfe ein Diplom zu erringen. Es waren dies Wilhelm Göbel, Alfred Rehbein, Erdmann, Franke, Georg Göbel, Friedrich Müller, Friedrich Vollmer, Paul Kothe, Heinrich Nölken, Georg Tigges, Evers, Mengeringhaus, Steinhoff und Heinrich Mettner. Für guten Besuch der Turnhalle im Laufe des Jahres wurde den Turnschülern Paul Kothe, Heinrich Nölken, Alfred Rehbein, Friedrich Vollmer und Friedrich Müller als Anerkennung je ein Diplom überreicht. Nachdem der offizielle Teil soweit seine Erledigung gefunden, zeigten die Turner, daß sie nicht nur allein auf dem Turnboden, sondern auch auf dem Tanzboden sich heimisch fühlten und so blieb denn die fröhliche Schar noch manche Stunde vereint zusammen. Der Turnverein "Jahn" kann nur mit Stolz auf diese Feier zurückblicken. Gut Heil!
entnommen aus "Blätter für den Ostwestfälischen Turngau" No. 83, 31. Januar 1914
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