Der 5. Juni bedeutet für den Turnverein Herste einen wichtigen Tag in seiner Vereinsgeschichte. In dem anmutig zwischen bewaldeten Bergen gelegenen Dörfchen hat sich in wenigen Jahren, besonders nach dem Kriege, ein reges, turnerisches Leben entfaltet. Treue, für die Turnsache begeisterte junge und ältere Männer haben in kurzer Zeit hervorragendes geleistet und in dem Verein und für denselben so gestrebt und gearbeitet, daß er ein schönes Banner sein eigen nennen kann. Das ist eine beachtenswerte Errungenschaft, nicht bloß insofern als Gelder dafür zusammen gebracht worden sind, sondern als nun das Mittel da ist, das alle Mitglieder bindet, das sie Stolz macht, das sie ebenbürtig in den Reihen anderer, bannertragender Vereine marschieren läßt. Darin liegt auch die Bedeutung des Tages begründet. Das Dorf nahm regen Anteil an der Feier und fand sich zahlreich auf dem Schützenplatze ein, wo die Enthüllung vor sich gehen sollte. Im Kreise traten die Turner Herstes und die auswärtiger Vereine an. Der Vorsitzende Herr Eißner bewillkommnete die Festteilnehmer und erteilte dem Redner, Herrn Baucks aus Soest, das Wort zur Einweihungsrede. Er wies in beredten Worten auf die Bedeutung des Tages, der Turnsache für unser Volk und Vaterland und auf die Bedeutung der Fahne hin. Während der Enthüllung sangen die Herster Turner unter Musikbegleitung das Weihelied. Der Redner beschrieb dann die Symbole der Fahne, gedachte der im Kriege gefallenen Turner und brachte ein dreifaches Gut Heil auf das Wachsen, Blühen und Gedeihen des Herster Turnvereins aus. Von den Bergen hallte das Echo desselben wieder. Ein frisch, fröhliches Turnen an verschiedenen Geräten setzte ein, von schneidiger Marsch- und Unterhaltungsmusik begleitet. Ziemlich gute Durchschnittsleistungen wurden erzielt. Vor allem zeigte sich das lobenswerte Streben, die Leistungen zu steigern. Jedenfalls machte sich eine herrliche Stimmung breit, die sich nicht nur auf den Festplatz beschränkte, sondern auch durchs Dorf ging. Nach dem Turnen trat der Tanz in seine Rechte und dauerte, bis der Mond über die Berge schaute.
Das Fest bildet einen Markstein in der Geschichte des Herster Vereins.
entnommen aus "Blätter für den Ostwestfälischen Turngau" No. 108, 15. Juli 1921
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