Ostwestfälischer Turngau
Dienstag, 14.10.2025, 09:41:27
Berichte

Wie in allen Gauen der Deutschen Turnerschaft, so herrscht auch in unserem Gau in diesem Jahre ein eifriger turnerischer und sportlicher Betrieb.

Aus Kartengrüßen und Zeitungsberichten ersehen wir, daß an verschiedenen Orten die Turnvereine ihre gefallenen Turner durch Errichtung von Gedenktafeln ehren und die Einweihung dieser Zeichen der Erinnerung an die großen Verluste treuer Turnbrüder durch würdige Feiern begangen haben. So wurde in Steinheim am 19. April und in Soest vom Turnverein "Jahn" am 2. Mai eine Gedenktafel geweiht.

Der 9. Mai war von dem Reichsausschuß für Leibesübungen als ein Spielplatz-Werbetag proklamiert und sind dementsprechend in den größeren Orten unseres Gaues, wie Lippstadt, Soest und Paderborn, bedeutende turnerisch-sportliche Veranstaltungen abgehalten worden. Verschiedene Turnvereine kleinerer Orte hatten sich an diesem Tage zu gemeinsamem Turnen zusammengefunden. Der dem Gau neu hinzugetretene Verein in Thüle bei Salzkotten wurde von den Turnvereinen Salzkotten und Geseke besucht, ebenso hatten die Turner von Elsen und Paderborn eine Turnfahrt nach Niederntudorf gemacht.

Der Himmelfahrtstag war auch in diesem Jahre der Wandertag für die Turnvereine. Dem Vernehmen nach haben die Vereine "Germania" und Turnverein von 1848 in Lippstadt, "Germania" und "Jahn" in Paderborn, "Jahn" Lippspringe und der Turnverein in Steinheim Wanderfahrten ausgeführt; aber auch andere Vereine des Gaues dürften an diesem Tage in die freie Natur gezogen sein.

Den Höhepunkt alles turnerischen Treibens bildete in diesem Jahre unser Gaufest in Soest am 20. Juni. Ist das herrlich verlaufene Fest auch schon in einem besonderen Bericht eingehen geschildert worden, so wollen wir hier noch besonders bemerken, daß die Belehrung und Prüfung der Kampfrichter am Fest-Vorabend sehr gute Früchte getragen hat, indem in diesem Jahre eine gerechtere Wertung der Leistungen stattgefunden hat, als früher. Das Antreten zum Turnen am Sonntag früh durfte etwas flotter von Statten gehen. Durch schnelleres Aufstellen der Riegen wäre für den Abend gut eine Stunde zu profitieren gewesen. Auch müssen die Kampfrichter pünktlich und so lange zur Stelle sein, als ihre Dienste benötigt werden. Die Aufstellung der Geräte war in zweckmäßiger Weise gewählt worden, was man auch von den Uebungsplätzen für die volkstümlichen Uebungen sagen kann. Zu bemängeln gab nur Anlaß die Einsprungstelle beim Weitsprung. Diese Einsprungstellen müssen recht tief ausgehoben werden, damit der Turner beim Niederspringen einen festen Halt bekommt, was bei dem flachen Abheben des Rasens nie der Fall ist.
Mit Lust und Freude waren die Turner an diesem Tage an der Arbeit und wurden daher auch recht gute Leistungen gesehen. Auch der fast endlose Festzug zeigte im Vorbeimarsch gute Haltung und Ordnung der Turner; erfreulicherweise hatten die Turner auch das Rauchen und mitnehmen von Paketen während des Festzuges unterlassen. Die Sondervorführungen am Nachmittag sind in dem Bericht gebührend gewürdigt worden und bleibt hier nur zu bemerken, daß diese Vorführungen durch das Herandrängen des Publikums sehr beeinträchtigt wurden. Auch bei diesem Feste erwiesen sich die Absperrmaßnahmen als zu schwach. Ein großer Uebelstand bei den Gauveranstaltungen macht sich jetzt bemerkbar und zwar dadurch, daß die Turner, welche angeblich die öffentliche Kranzverteilung wegen ungünstiger Fahrgelegenheit auf der Eisenbahn nicht abwarten können, die Herausgabe der Kränze zu einer Stunde verlangen, wo der Berechnungsausschuß noch in voller Tätigkeit ist. Für die Folge werden Kränze nur noch bei der öffentlichen Kranzverteilung ausgehändigt. Zu diesem Punkte sei auch noch gleich bemerkt, daß einige Sieger Kränze ohne Schleife erhalten haben. Diese Turner wollen sich durch ihren Verein bis zum 10. Juli beim Gaukassenwart Anton Vollmer, Soest, Schützenhof wegen Nachlieferung der Schleife melden.

In erfreulicherweise nimmt der Gau an Vereinen und Mitgliedern ständig zu. Es ist neu aufgenommen der Seminar-Turnverein in Werl i. W. mit 25 Mitgliedern über 17 Jahren.
Ferner hat sich zur Aufnahme gemeldet der Turnverein Wünnenberg mit 17 Turnern und 9 Zöglingen. Wir begrüßen die neuen Vereine aufs herzlichste und erhoffen von ihnen eine tätige Mitarbeit im Gau zum Wohle der Deutschen Turnerschaft.

Am 25. Juli findet das diesjährige Gauspielfest in Lippstadt statt; wir verweisen auf die Mitteilung des Gauspielwarts.

Durch Rundschreiben wurden die einzelnen Vereine inzwischen davon in Kenntnis gesetzt, daß vom 10. - 20. August ein Vorturner- und Turnwartekursus in Spandau stattfindet.
Hoffentlich ist der Termin für die Anmeldung hierzu rechtzeitig (5. Juli) beim Gauvertreter eingehalten, da später einlaufende Anmeldungen unter keinen Umständen berücksichtigt werden können.

Mit "Gut Heil!"

G. Knobbe

entnommen aus "Blätter für den Ostwestfälischen Turngau" No. 104, 8. Juli 1920