Am Sonntag den 5. November beging der Verein die Feier seines 47. Stiftungsfestes, verbunden mit der Enthüllung der Gedächtnistafel für die im Weltkriege gefallenen Mitglieder. Die städtischen Behörden waren durch Oberbürgermeister Haerten und Syndikus Dr. Roß vertreten, das Kreisjugendamt, die militärischen Sportvereinigungen und der Bruderverein durch Abgesandte. Erschienen waren die Angehörigen der Gefallenen, soweit sie am Orte wohnen, sowie mehrere aus weiter Ferne. Nach den Begrüßungsworten des Sprechwarts Heidenkamp ergriff unser verehrter Gauvertreter Meyer zu Köcker das Wort und gedachte mit Stolz all der Männer und Jünglinge, die in froher Begeisterung hinauszogen, das von einer Welt von raulüsternen Feinden bedrängte Vaterland zu schützen. Von diesen, vielen Turnern, die der Verein in den vier Kriegsjahren aussandte besiegelten 24 ihre Liebe zum Vaterland mit dem Heldentode; sie ruhen in fremder feindlicher Erde, aber unseren Herzen für immer nahe. Jedoch seien sie nicht umsonst gestorben, wenn wir in ihrem Sinne an der Wiedererstarkung unseres armen, aus tausend Wunden blutenden Vaterlandes weiter arbeiten würden. Mit dem Mahnruf zur Einigkeit zur Einigkeit schloß der Redner. Seine Worte weckten einen wehmutsvollen Widerhall in den Herzen der Zuhörer und sah man in vielen Augen Tränen glänzen. Während des von der Musik gespielten Liedes "Ich hatt' einen Kameraden", das die große Versammlung in andachtsvollem Schweigen stehend anhörte, senkte sich die Hülle der Gedenktafel. Diese ist massiv aus Eichen hergestellt und nach dem Urteil von Sachkennern ein beachtenswertes Kunstwerk, würdig seinem Zwecke entsprechend. Entwurf und Herstellung geschah durch Mitglieder in selbstlos-opferwilliger Weise. In drei Felder geteilt, trägt die Tafel in der Mitte unter dem farbigen Turnerzeichen die Widmung, zu beiden Seiten in schönen gotischen Buchstaben in Goldschrift je 12 Namen, vom Eisernen Kreuz überragt. Die Felder sind durch Eichen- und Lorbeergewinde in farbiger Ausführung abgeteilt und wirkt das Ganze vornehm künstlerisch. Eine stimmungsvolle, vom Mitgliede Herrn R. Grein verfaßte und mit gutem Ausdruck von einer jungen Dame vorgetragene Dichtung beschloß den ersten Teil der Feier. Der turnerische Teil des Abends brachte in rascher Aufeinanderfolge eine reiche Fülle turnerischer Vorführungen, die nicht allein an die Ausdauer und den Schönheitssinn, sondern bei den Frei- und Stabübungen auch an das Gedächtnis überaus hohe Anforderungen stellten. Die Zuschauer belohnten darum auch die Hingabe der Turner mit lebhaftestem Beifall. Zum Schluß fand die Kranzverteilung an die 14 Sieger der Jugendabteilung für die Leistungen bei dem herkömmlichen jährllichen Abschlußturnen statt, wobei der Sprechwart an die Jugend beherzigenswerte Worte richtete. entnommen aus "Blätter für den Ostwestfälischen Turngau" No. 113, 14. November 1922
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