Der Gauturnrat war trotz des schlechten Wetters vollzählig erschienen und erledigte die reichhaltige Tagesordnung in weit ausholender und gründlicher Weise. Der Vors. Meyer zu Köcker warf zunächst einen Rückblick auf das gut verlaufene Gaufest in Lippstadt und gab im Einklang mit den übrigen Mitgliedern des G.-T.-R. seiner Genugtuung und Zufriedenheit über Vorbereitung, Aufbau und Abwicklung des Festes Ausdruck. Den Lippstädter Bürgern und Turnern gebühret der Dank aller, denen das Fest Begeisterung, Anregung und Freude mit auf den Weg ins graue Alltagsleben gegeben hat. Ein besonderes Lob spendet Vors. dem Berechnungsausschuß, der seine nicht geringe Arbeit in vorzüglicher Weise erledigt hat. Die Ordnung im Festzuge findet ebenfalls Lob und Anerkennung. Das Fest hat kund getan, daß die Turner und Turnerinnen unseres Gaues von dem edlen Streben beseelt sind nicht nur ihre Leistungen zu steigern, sondern sich auch nach echter Turner Brauch wohltuende Disziplin aufzuerlegen. Allerdings erfährt diese Anerkennung insofern eine Einschränkung, als am Vorabend des Festes unliebsame Störungen an der Theke und im Saale einige Schatten in den Glanz der Feier hineinwarfen.
Bezüglich Verteilung der Trommler-Korps im Festzuge und der Kranzverteilung machte der Vorsitzende einige Vorschläge die bei zukünftigen Festen durchgeführt werden sollen, sodaß in Zukunft alle am Festzuge sich beteiligenden Vereine etwas von der Musik haben und daß die Turner, die vorzeitig in die Heimat reisen müssen, ihren Kranz mitnehmen können. Sodann referierte Turng. Pilger, unser Gauturnwart, über seine Eindrücke bei dem Feste. Auch sein allgemeines Lob erfährt eine kleine Einschränkung. Er beklagt den Mangel an Ordnung bei der Kampfrichtersitzung, ferner den Mangel an Vorturnern für die Pflichtübungen und zum dritten den Mangel an Ordnungsmannschaften beim Wetturnen und Laufen. Aufgefallen ist die geringe Zahl der Wetturner in der I. Abtlg. Es soll geprüft werden, worin die Erscheinung ihren Grund hat, und es werden verschiedene Wege vorgeschlagen, um etwaigen Unregelmäßigkeiten zu begegnen. Pilger bemängelt das langsame Tempo im Festzug, das auf das vor dem Zuge marschierende Publikum und den "Schimmel"-Reiter, der eher hemmend als, als "bahnbrechend" gewirkt habe, zurückzuführen sei. Um zu erreichen, daß sämtliche Wetturner an den Freiübungen teilnehmen, sollen ihnen in Zukunft ihre Wetturnkarten erst beim Antreten zu den Freiübungen abgefordert werden
Nachdem über die bevorstehenden Feste - das Gauspielfest findet am 2. September ds. Js. auf dem Sportplatz der Stadtheide Paderborn statt - einige Richtlinien festgelegt worden waren, legte der Kassenwart, Turng. Knobbe, seinen Plan über Einnahmen und Ausgaben dar. Darnach hat eine ganze Reihe von Vereinen die Beiträge für das I. Halbjahr noch nicht gezahlt. Sie werden in einer Aufstellung namhaft gemacht und müssen bis zum 10. Juli die Restbeiträge gezahlt haben. Porto und sonstige Auslagen zahlen die Vereine. Da ferner die deutsche Turnerschaft und der Kreis die Zuschüsse seitens der Vereine bedeutend erhöht haben, da ferner die Auslagen des Gaues infolge der Geldentwertung gestiegen sind, so sieht sich der Gauturnrat genötigt, eine Gausteuer von 200 Mk. pro Mitglied unter 14 J. für das II. Halbjahr einzufordern. Diese Beträge müssen bis zum 1. August geleistet sein. Die Kampfrichtersitzung hat sich mit der erforderlichen Erhöhung einverstanden erklärt. München - Der Vorsitzende erklärt sich bereit, sobald etwas Genaues über die Sonderzüge bekannt wird, den größeren Vereinen Mitteilung zugehen zu lassen, damit diese dann in den Zeitungen die Nachrichten erscheinen lassen können. Den Vereinen wird empfohlen, die deutsche Turnzeitung zu halten, da diese alles Wissenswerte über München in ausführlicher Weise bringt. Sie wird gerade in dieser Zeit zu einem geschichtlich wertvollen Dokument, das jeder Verein sein eigen nennen sollte, damit die späteren Geschlechter nachlesen können, welche Entwicklung die deutsche Turnerei genommen hat. Anfragen an die Turnratsmitglieder müssen mit Rückporto versehen sein. Der Jugendwart unseres Gaues ist der Gauspielwart Turng. Lengeling, Elsen. Soest den 15. Juni 1923.
Baucks
entnommen aus "Blätter für den Ostwestfälischen Turngau" No. 115, Juni 1923
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