Ostwestfälischer Turngau
Dienstag, 14.10.2025, 09:53:41
Bericht über das erste Gaujugendtreffen

Zum erstenmale ist in unserem Gau der Gedanke des Gaujugendtreffens mit dem das ganze, nunmehr neu aufgenommene Gebiet der Arbeit an unserer Jugend aufs engste verknüpft ist, in die Tat umgesetzt worden. Es war ein guter Anfang, und es ist für die weitere Arbeit in unserem Gau bedeutungsvoll, daß der Bericht über das Treffen nicht nur gelesen und dann vergessen wird, sondern, daß er als Ansporn diene für die, bei denen der Anfang dieser hohen Arbeit noch nicht gemacht ist.
Der Funke der Begeisterung, der unsern Gaujugendwart beseelte, der muß hinüberspringen in die Herzen aller Turner und Turnerinnen; denn es ist eine nicht zu leugnende Tatsache, daß diese Art der "Jugendpflege" noch nicht die ihr gebührende Beachtung gefunden hat. - Der Himmelfahrtstag mit seinem Festesglanz strahlte die köstlichste Stimmung in die Seelen der Teilnehmer, die den ganzen Tag anhielt. Sie wurde erhöht durch die mannigfaltigen Veranstaltungen des Tages, für die der Jugendwart, Turngen. Brüntrup, gesorgt hatte. Als der Sonderzug in den Bahnhof Altenbeken einlief, riefen die Klänge einer Kapelle den Teilnehmern einen schönen Willkommensgruß entgegen, und Herr Pfarrer Gollert, zu dessen Füßen sich mehr als 400 Turner und Turnerinnen gesammelt hatten, ließ seine Predigt in die Gedanken ausklingen: Nicht mutlos und feige soll man die Hindernisse jeglicher Art meiden, sondern sie mit allen Kräften Leibes und der Seele zu überwinden suchen. Dazu gehört aber Zusammenraffen der Kräfte, damit es mit jedem einzelnen, insbesondere mit dem ganzen deutschen Volke vorwärts und aufwärts geht. In der darauffolgenden Weihestunde, die sich im Höfchen'schen Saale abwickelte und in deren Dienst sowohl die Musikkapelle als auch der Gesangverein Altenbeken stand, kamen als Grundton Heimat und Vaterland zu wirkungsvoller Geltung. Turngen. Brüntrup entbot allen Teilnehmern den Willkommensgruß und entrollte Ziele und Aufgaben des Jugendturnens. Der Gauvertreter Turngen. Mexer zu Köcker nahm die Ideen, die vom Gaujugendwart, der Musikkapelle, dem Gesangverein und aus den gemeinschaftl. Liedern ausströmten, auf und fand hohe, begeisternde Worte, um den tieferen Sinn unserer Arbeit an der Jugend und mit derselben zu beleuchten.
Nach einer längeren Pause wurde die Wanderung durch Wald und Gebirge, Richtung Iburg, angetreten. Das war ein Sang und Klang, ein Aufjauchzen der Inneren Freude an Gottes herrlicher Natur. Aber die feierliche Waldesstille legte sich auch unwillkürlich auf jedes tief empfindenden Wanderers Herz.
Wohltuend wirkte die Rast am Waldessaum, die zum Nehmen eines Imbiss einlud. (Papier blieb natürlich liegen).

Auf der Iburg. Turm und Trümmer der ehem. Burg zogen zunächst den Blick der Wanderer in die Höhe, dann schweifte er hinüber zu den benachbarten Höhenzügen, senkte sich hinab auf die gesegneten Fluren zu Füßen der Burg und suchte endlich den steilen Abhang. Dann riefen die von hoher Begeisterung getragenen Worte des Oberpostmeisters Herrn Heinen, Driburg, der den Wanderern den Gruß des Eggegebirgsvereins entgegenbrachte zur inneren Sammlung auf. Heimatsinn und Liebe zum schönen deutschen Vaterlande bildeten den Grundakkord seiner markigen Rede. "Dies ist der Tag des Herrn" sangen die wackeren Sänger zweier Gesangvereine mit tiefer Andacht weit über die Wipfel der Eichen, fern über die lachende Landschaft und weckte ein klangfrohes Echo in den Herzen der Zuhörer. Darauf entrollte in schwungvollen Gedanken und Worten Herr Lehrer Lippert ein Bild von der geschichtlichen Entwicklung der Burg und führte die Teilnehmer der Fahrt an die Ruinen der Burg, die sich zum Teil dem Verfall nähern. Herr Meyer zu Köcker brachte, nachdem die Klänge eines Musikstückes verklungen waren, namens des Ostwestfälischen Gaues den Dank der großen Schar der Wanderer zum Ausdruck, sowie die Ueberzeugung, daß sich die deutsche Turnerschaft alle die Aufgaben welche die Vorredner an Jungdeutschland stelle, zu eigen gemacht habe, und daß sie ein Hort der Heimat- und Vaterlandsliebe sei, und daß hier mit der Tat Aufbau getrieben werde, der ein schönes gefundenes Geschlecht und ein großes herrliches Deutschland zum Ziele habe.

Die späten Nachmittagsstunden wurden auf dem Schützenhof und in den Parkanlagen des Bades Driburg zugebracht.
Spiele, Volkstänze und wohltuende Rast hier und dort füllten die angenehmen Stunden aus. Am Kriegerdenkmal sammeln sich die wandernden Scharen noch einmal, um nach den Worten des Gaugeschäftsführers, Herrn Baucks, Soest, gemeinschaftlich zu danken für die mannigfachen Anregungen des Tages. Das nächste Jugendtreffen wird die Möhnetalsperre zum Ziele haben. Um 8 Uhr rollte der Sonderzug wieder aus dem Bahnhof Driburg heraus. Der erste Wurf ist gelungen. Im Gau sind wir ein Stück weitergekommen auf turnerischem Gebiete. Frohen Herzens schauen wir der Zukunft entgegen; aber das nächste Mal darf kein Verein fehlen.

Baucks

entnommen aus "Blätter für den Ostwestfälischen Turngau" No. 117, Juni 1924