Ostwestfälischer Turngau
Dienstag, 14.10.2025, 09:29:08
Bezirksturnfest in Wadersloh

Am 13. und 14. Juni fand in Wadersloh das diesjährige Bezirksturnfest des 1. Bezirks des Ostwestfälischen Turngaues statt. Eingeleitet wurde das Fest durch einen Zapfenstreich und Fackelzug am Samstag abend.
Am Sonntag morgen begann nach vorausgegangener Teilnahme am Gottesdienst der Wettkampf, zu dem über 100 Turner antraten. Mit dem Liede "Turner auf zum Streite" gingen die Turner an die Geräte. Eine große Zuschauermenge hatte sich eingefunden, um dem Wettkampf beizuwohnen. Mittags trafen die einzelnen Vereine mit ihren Fahnen und Wimpeln ein und wurden am Bahnhof empfangen. Nach dem Nachmittagsgottesdienst setzte sich der Festzug in Bewegung. Als Vertreter des verhinderten Landrats Fenner von Fenneberg, Beckum nahm Regierungsassessor Herrmann nebst Gemahlin am Festzuge teil. Auch die Gemeindevertretung von Wadersloh hatte es sich nicht nehmen lassen, vollzählig zu erscheinen und damit ihr Interesse für den Verein und für die Turnsache kundzutun. Der Gemeindevorsteher von Wadersloh begrüßte die am Bomkes Hotel aufmarschierten Turner namens der Gemeinde.
Regierungsassessor Herrmann überbrachte die Grüße des Herrn Landrats und führte in längerer Rede aus, wie notwendig die Pflege der Leibesübungen und wie erforderlich die Unterstützung dieser Bestrebungen ist. Sein allseits freudig aufgenommenes Hoch galt der Deutschen Turnerschaft. Der Vorsitzende des Gaues Realgymnasiallehrer Meyer zu Köcker dankte im Namen aller Turner der Gemeinde und ihren Bürgern für das herzliche Willkommen und die freundliche Aufnahme, die sie in Wadersloh gefunden hatten, in gleicher Weise dankte er für die Begrüßung durch den Herrn Landrat und für das Interesse, das seitens des Kreises Beckum allen Fragen der Jugendpflege entgegengebracht wird. Er entwickelte die mehr als hundert Jahre alten Grundgedanken des Jahnschen Turnens und ermahnte die Turner zu weiterem Fortschreiten auf den eingeschlagenen Wegen, hinweisend auf die Worte Jahns: "Wer seinen Körper stählt, schützt sein Vaterland". Die Rede fand ihren Ausklang in einem "Gut Heil" auf das deutsche Volk und Vaterland. Nach dem Eintreffen auf dem Festplatze begannen die allgemeinen Freiübungen und die Sondervorführungen der einzelnen Riegen und Vereine. Eine Riege aus den besten Turnern des Bezirks zeigte den Festteilnehmern schwierige Geräteübungen und erntete den Beifall und Dank der Zuschauer.
Nach Abwicklung des Programms fand die Siegerehrung statt. Vier von den zahlreich teilnehmenden Ehrenjungfrauen schmückten die Sieger mit dem schlichten Eichenkranz, dessen Erringung in hartem Kampfe hohes Ziel jeden Turners ist. Der Gauvorsitzende beglückwünschte die Sieger und ermahnte die leer ausgegangenen Turner, in der turnerischen Arbeit nicht zu erlahmen, sondern weiter zu üben, bis das Ziel erreicht ist.
Nun setzten sich die Vereine wieder in Bewegung, um unter Vorantritt der Kapelle zur Ehrung der Gefallenen der Gemeinde Wadersloh am Denkmal einen schönen Kranz niederzulegen. Die Gedächtnisrede am Denkmal hielt der Reichstagsabgeordnete, Gutsbesitzer Bornefeld-Ettmann. Er gedachte der teuren Toten, die ihr Blut und Leben für Vaterland, Familie und Heim hingegeben haben. Ihr Heldentod möge uns Lebenden zu neuer Kraft, zu ernster Arbeit und Pflichterfüllung anspornen, erkennend, daß nur in dem Wohl des Vaterlandes das Wohl der Familie und des Einzelnen begründet sein kann. Auch die Gemeinde Wadersloh hat viele ihrer Söhne verloren, deren zu gedenken, heute sich die Turner zur besonderen Aufgabe gemacht haben. Diese eindrucksvolle Rede beschloß der allgemeine Gesang der ersten Strophe des Liedes: "Ich hatte einen Kameraden."

Volle Anerkennung und Dank gebührt dem Tambourkorps des Turnvereins "Germania" Lippstadt, welches sich nicht nur freudig in den Dienst der Sache stellte, sondern sich auch am Wettkampf beteiligte. Auch den Kampfrichtern sei herzlicher Dank ausgesprochen, welche sich einer einwandfreien, gerechten Wertung befleißigten. So hatten wir mit unserm Bez.-Turnfest einen vollen Erfolg, bis auf die allgemeinen Freiübungen. Die Beteiligung war beschämend. Turnbrüder! ich erwarte mehr Pflichtgefühl von Euch; Ehrensache eines jeden Turners muß es sein, diese Eigenart unserer Turnfeste, welche den Hauptanziehungspunkt aller Zuschauer bildet, machtvoll zu gestalten. Diese Uebungen muß der ungeübteste Turner mitmachen, erst dann wird der Erfolg für unsere Sache ein voller sein.

W. Schallert, Bez.-Turnwart

entnommen aus "Blätter für den Ostwestfälischen Turngau" No. 121, Juli 1925