Ostwestfälischer Turngau
Samstag, 20.04.2024, 02:40:26
Gaumusterriegenturnen in Lippspringe, am 8. September 1929

Um das Geräteturnen und besonders um eine einheitliche Ausbildung unserer Turner herbeizuführen, war auf unserem Gautage beschlossen, in diesem Jahre ein Gaumusterriegenturnen zu veranstalten. Die Vorbereitungen und Ausführung hat der Turnverein Lippspringe, welcher am gleichen Tage sein Stiftungsfest feierte, übernommen und auf Wunsch der Lippspringer wurde als Tag der 8. Septbr. gewählt. An diesem Tage fanden aber eine ganze Anzahl turnerischer Veranstaltungen statt.
Im Gau waren die Vereine zu zwei Lokalfesten (Tudorf und Ottbergen) eingeladen und in Hamm fand das große Hammer Spielfest und in Duisburg das Kaiserbergfest mit den Deutschen Turnermeisterschaften statt.
Nur die Vereine Wadersloh, Neuhaus Westfalia, Turnverein Jahn Paderborn und Turnverein Jahn Lippspringe waren der Einladung gefolgt und stellten sechs Musterriegen. Als Gäste waren erschienen der Turnverein Schlangen und der Ballspielverein Lippspringe.
Der Verlauf der Veranstaltung war folgender: Die Vereine versammelten sich gegen 2 Uhr im Vereinslokale Gasthof zur Post, wo auch die Kampfrichtersitzung stattfand. Vom Vorsitzenden des Turnvereins Lippspringe, Turnbruder Müller, wurde eine schlichte Gedenkfeier angesichts der schönen Ehrentafel für die gefallenen Lippspringer Turnbrüder gehalten und dann und dann zum Marktplatz marschiert, wo ein großer Ehrenausschuß der Ankunft harrte. Dr. med. Otto Heim begrüßte als Ehrenvorsitzender des Turnvereins die Anwesenden. Er erwähnte, daß das mit dem Feste verbundene Musterriegenwetturnen das erste dieser Art sei, das der Unterstützung weiter Kreise bedürfe. Es sei zu begrüßen, daß der Ostwestfälische Gau ein neues Ideal entdeckt habe, das die Turnerschaft vor die Lösung neuer Aufgaben stelle. Dadurch werden sie gekräftigt und gefestigt. Danach sprach als Vertreter der Stadtverwaltung Bürgermeister Dr. Pint. Er hob besonders hervor, daß gerade die Behörden interessiert seien, an dem Aufblühen der Turnerschaft. Sei es doch gerade der Sport, der die heranwachsende Jugend zu einem gesunden Deutschtum erziehe. Mit dem Absingen der Nationalhymne fand seine Rede einen denkwürdigen Abschluß. Zum Schluß sprach der vom Ehrenvorsitzenden Dr. Heim besonders begrüßte Gauoberturnwart Pilger, Paderborn. Es ist nicht unsere Aufgabe, sagte er, Größen zu erziehen, sondern die Allgemeinheit gleichmäßig heranzubilden. - Sodann bewegte sich der Festzug durch die festlich geschmückten Straßen zum Schützenplatze. Nach kurzer Rast begann das Turnen.

Bei dem schönen Wetter zeigten die Musterriegen ihr Bestes und man konnte sehen, daß vorher intensiv geübt worden war. Die Uebungen der einzelnen Riegen waren sehr schön zusammengestellt und durchdacht, und fanden die Ausführungen bei den Zuschauern vielen Dank und Anerkennung. Nachdem die Musterriegen durchgeturnt, fand ein reges Kürturnen statt und besonders um das Reck hatte sich eine große Schar Zuschauer versammelt, welche mit großem Interesse den schönen Uebungen folgte. Auch wurde von den Turnern von Lippspringe ein Keulenschwingen nach Musik ausgeführt, welches freudig begrüßt wurde. Nachdem die Musterriegen wieder angetreten und Dr. Heim in echt turnerischem Sinne, getragen von der Liebe zu unserer Deutschen Turnerschaft, zu den Turnern gesprochen, wurden die Sieger verkündet und die Kränze verteilt:

In der A-Klasse:

PlatzVereinGerätPunkte
1. Jahn Paderborn Pferd 100,3
2. Jahn Bad Lippspringe Barren 97

B-Klasse:

PlatzVereinGerätPunkte
1. Wadersloh Barren 95,4
2. Jahn Paderborn Barren 89,9
3. Westfalia Neuhaus Barren und Pferd 88

Jugendabteilung:

PlatzVereinGerätPunkte
1. Jahn Bad Lippspringe   94,9

Es ist ja sehr schade, daß nicht mehr Vereine angetreten waren, doch ist der Versuch gemacht und wollen wir auch auf dem Wege weiterschreiten und ausbauen, wozu eine rege Aussprache auf unserm nächsten Gautage mit beitragen möge.

entnommen aus "Blätter für den Ostwestfälischen Turngau" No. 140, 1. Oktober 1929