Das Bezirksjugendtreffen des 2. Bezirks fand am 20. und 21. Juli in Riesel statt. Bereits am Sonnabend trafen die ersten Vereine mit ihren Jugendlichen ein, voran mit Wimpeln in fröhlicher jugendlicher Stimmung unter Musikbegleitung und Gesang. Nach kurzer Besprechung der Jugendführer im Vereinslokal wurden die Quartierkarten verteilt. Hierbei sei lobend erwähnt, daß die Rieseler Bürgerschaft darin wetteiferte, den Jugendturnern den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Gegen 8 Uhr abends trafen alle Teilnehmer im Vereinslokal zusammen. Hier erfreute die Kapelle des Rieseler Turnvereins alle Anwesenden mit musikalischen Vorträgen. Der Bezirksturnwart Vogt, Paderborn begrüßte alle Erschienenen, besonders die Jugendturner und gab bekannt, daß das Treffen keinerlei festlichen Charakter tragen soll, ein jeder soll sich freuen an der schönen Natur, an allem, was draußen grünt und blüht.
Dazu sei die Gegend von Riesel, am Nethetal gelegen, wie geschaffen. Nach Einbruch der Dunkelheit ging es zu einer benachbarten Höhe, wo ein riesiger Holzstoß abgebrannt wurde.
Man lauschte den Worten des Herrn Rodenkirchen, welcher der deutschen Turnjugend gedachte, die bereits zu Jahns Zeiten diese schöne Sitte pflegte als Symbol der Reinheit. "Flamme empor, Flamme empor!", so heißt ein altes Turnerlied und so loderten auch hier die Flammen empor zum dunklen Himmelszelt. Nach gemeinsamem Gesang des Deutschlandliedes nahm die kurze, aber eindrucksvolle Abendfeier ihr Ende.

Nach stärkendem Schlaf ließen am Sonntag früh 5 Uhr die Trommler ihre Wirbel erschallen, Böllerschüsse ertönten, um die Turner zu wecken. Bald darauf herrschte ein lebhaftes Treiben in den Straßen des sonst so stillen Riesel. Um 6 Uhr begann eine kleine Fußwanderung, verbunden mit Freiübungen, die in der reinen frischen Morgenluft von allen Teilnehmern durchgeturnt wurden. Hiernach folgte die eigentliche Morgenfeier, wobei Herr Rodenkirchen, Paderborn näher auf die Entstehung der Morgenfeiern, die von den alten Tiestunden zu Jahns Zeiten herrührten, einging. Wir pflegen ein Jungtum.
Nicht nur Ertüchtigung durch Leibesübungen, auch Pflege des Geistes und Seele müsse unsere Losung sein. Deutsche Art zu pflegen sei ein Bestandteil der Deutschen Turnerschaft. Die schöne Morgenfeier endete mit den 4F des Turnens, welche bedeuten:

"Frisch wie der brausende Wind,
Fromm wie das betende Kind,
Froh wie der lachende Morgen,
Frei von Kummer und Sorgen."

Nachdem der Kaffee im Freien eingenommen war, versammelte sich alles am Vereinslokal und geschlossen, in vorbildlicher Ordnung wurde zum Kirchgang angetreten. Der gemeinsame Gottesdienst wurde um 9 Uhr in der dortigen Pfarrkirche abgehalten. Nach Schluß des Gottesdienstes begannen die Wettkämpfe (Dreikampf in drei Altersklassen), die gegen 12 Uhr beendet waren. 200 Turner beteiligten sich. Um 2 Uhr fand der Festmarsch statt, der sich zuerst nach dem Kriegerehrenmal bewegte, wo zum Andenken der 7 Gründer des Rieseler Turnvereins, die sämtlich im Kriege ihr Leben lassen mussten, ein Kranz niedergelegt wurde. Der Festmarsch ging weiter durch die Straßen zur Spielwiese. Dort selbst fanden Sondervorführungen, Massenläufe, Pyramiden, Spiele und dergleichen statt, die ein buntes Bild turnerischer Betätigung gaben. Die Siegerverkündung wurde um 6 Uhr vom Bezirksturnwart Vogt vorgenommen. Er dankte im Namen der Turner für die freundliche Aufnahme und Verpflegung, die allen zuteil geworden sei. Aus der Siegerliste geben wir im folgenden die Namen der 5 ersten Sieger jeder Abteilung bekannt.

1. Abteilung (17 und 18 Jahre)

2. Abteilung (15 und 16 Jahre):

3. Abteilung (Schüler 13 und 14 Jahre):

Franz Weiß

entnommen aus "Blätter für den Ostwestfälischen Turngau" No. 140, 1. Oktober 1929