Ostwestfälischer Turngau
Mittwoch, 08.05.2024, 13:39:14
Jahresberichte - Gaujugendwart

Gott gab uns beides, Leib und die Seele,
Dass eines das andere trage und stähle,
Dass eines eines dem anderen eng sich vermähle,
gab Gott uns beides, Leib und die Seele.

Dieses Wort von Hermann Claudius habe ich an den Anfang meines Berichtes gesetzt; denn dieser Spruch soll der Leitspruch für die Jugendarbeit in unserem Turngau sein.

Gott gab uns beides, die Seele und den Leib, also nicht nur den Leib, den wir stählen sollen, oder nur die Seele, nein beides, und beides sollen wir in Ordnung halten, beides soll gefördert werden.

Es gibt einen berühmten und bekannten Spruch "In einem gesunden Leib wohnt eine gesunde Seele." Darum sollten wir auch beides tun, einmal für unseren Körper Leibesübungen aller Art betreiben und zum anderen auch im kulturellen und musischen Bereich unser Soll erfüllen. Wir wollen keine sogenannten Halbstarken hranbilden, sondern eine gesunde Jugend, die dann im Mannesalter stark genug ist, in allen Lebenslagen ihren Mann zu stehen. Man sollte jede Übungsstunde und jede Zusammenkunft mit einem Lied beginnen, denn gerade das Lied fördert das Gefühl der Zusammengehörigkeit. Vielleicht hat der eine oder andere Verein schon versucht, dieses durchzuführen und es dann doch fallen gelassen, weil vielleicht keine rechte Lust vorhanden war oder das rechte Liedgut fehlte!
Es ist doch immer Sache des Leiters, das Richtige am richtigen Ort zu erkennen und durchzuführen. Man darf aus Bequemlichkeitsgründen nicht oberflächlich werden, sondern muss, zum Wohle der Jugend, mit gutem Beispiel voran gehen.

Unsere Jugend ist nicht besser aber auch nicht schlechter als früher und man muss etwas für sie tun!! denn dann ist sie auch bereit, mitzumachen. Ich glaube auch heute noch, dass jeder Junge und jedes Mädchen viel Freude am Lied, am Wandern und an anderen Sachen, die nicht das rein Fachliche betreffen, hat.
Aber da kommt der Notstand, der in allen Turngauen herrscht:
Wir haben nicht genügend Jugendleiter, die so ausgebildet sind, dass sie die Jugend zu diesem großen Ziel hinführt. Auch unser Ostwestfälischer Turngau gibt sich die größte Mühe, Jugendleiter und Jugendleiterinnen heran zu bilden, die den Anforderungen gewachsen sind. Aber auch hier liegt es, wie bei vielen anderen Sachen, an dem nötigen Geld. Trotz inniger Bitten vieler Vereine, im Jahre mehrere Jugendleiterlehrgänge abzuhalten, ist es mir nicht gelungen, diese Bitten zu erfüllen. Auch im Jahre 1957 konnte ich nur einen Lehrgang durchführen, dann war mein Etat erschöpft. Das diese Lehrgänge erwünscht sind zeigt der Teilnehmerkreis. Von jedem Verein konnte ich nur einen Teilnehmer einladen und doch haben verschiedenen Vereine mehrere Teilnehmer geschickt, die auf Kosten des Vereins den Lehrgang mitmachen sollten. Dies zeigt mir wieder, dass die Vereine den Notstand erkannt haben und soweit wie möglich versuchen, diesem Übel abzuhelfen.

An meinem letzten Lehrgang für Jugendleiter und Leiterinnen nahmen 33 teil. Die Arbeitsthemen waren:

  1. Bericht und Aussprache der Teilnehmer
  2. Zwei Filme, die den Aufbau einer Jugendgruppe und die Jugend in Zusammenarbeit mit den Erwachsenen und der Behörde zeigten.
  3. Heimabendgestaltung (Schwerpunkt Laienspiel)
  4. Singen und Singeleitung (praktische Hilfe für den Singeleiter)
  5. Referat des Sportarztes Dr. Kinne
  6. Wie gestalte ich eine Übungsstunde
  7. Praktische Hilfe gegen Haltungsschwächen.

Das Gau-Jugend-Treffen fiel in diesem Jahre aus und damit auch der Gau-Jugend-Wimpelwettstreit. Vielleicht ist es möglich, ihn im kommenden Jahr durchzuführen. Am 1. und 2. Februar 1958 fand wieder ein Jugendleiter- und Jugendleiterinnen-Lehrgang mit folgenden Punkten statt:

  1. Singen und Singeleitung
  2. Referat des Sportarztes
  3. Tanzen (Volkstanz)
  4. Referat und Diskussion
  5. Praktische Arbeit in der Turnhalle

Zum Schluss richte ich den Appell an den Vorstand unseres Gaues, an alle Oberturnwarte der Vereine und an alle, die der Jugend helfen wollen:

"Fördert die Jugend! Tut noch mehr für sie!"

In der Hoffnung, dass meine Worte keine tauben Ohren finden, schliesse ich meinen Bericht mit den Worten von Lessing:

"Nur die Sache ist verloren, die man aufgibt"

Horst Zänker