Ostwestfälischer Turngau
Donnerstag, 18.04.2024, 10:38:55
Ostwestfälischer Turngau - Gau-Kulturwart

Kulturelle Aufgaben im Deutschen Turnerbund

-Anspruch und Wirklichkeit-

Dies ist ein sehr weitgefaßtes Thema, das ich in diesem Rahmen nur richtungsweisend behandeln kann.
Ich werde nur kurz eingehen können auf gesellige und festliche Veranstaltungen und auf ihren Hintergrund, der aus unserer Tradition und unserer sozialen Aufgabenstellung in der Gesellschaft, in der wir leben, bedingt sein kann. Vom Anspruch zur Wirklichkeit kann ein weiter Weg sein, kann aber ein Spannungsfeld sein, das wir brauchen, um nicht stehen zu bleiben, sondern weiterzudenken und weiterzugehen.

Kulturwart in der Satzung

Der Deutsche Turnerbund ist der einzige Spitzenverband, der in seiner Satzung in § 11.1 a die Position eines Kulturwartes verankert hat und der die Aufgaben in § 1.6 folgendermaßen beschreibt:
Über die fachlichen Aufgaben hinaus gehören zum Turnen als überfachliche Aufgaben musische, gemeinschaftsbildende und gesellige Aktivitäten.... Der DTB ist bildungs-, sozial- und gesellschaftspolitisch tätig. Im Mittelpunkt steht dabei immer das Wohl des Menschen. Dazu gehören neben den freudvollen, gesundheitsdienlichen und leistungsfördernden Angeboten auch besondere Verpflichtungen, zu einer lebenswerten, friedlichen und menschenfreundlichen Umwelt beizutragen.

Zusammenklang bei Turnfesten

Für den Deutschen Turnerbund ist, neben den Landes- und Gauturnfesten, das beste Beispiel für einen Zusammenklang von Turnen, Sport, Spiel, Geselligkeit, Kultur und TRaditionspflege ein Deutsches Turnfest.
Die Eröffnungsfeier mit der Tradition der Bannerübergabe von einer Turnfeststadt zur anderen durch die jeweiligen Oberbürgermeister zeigt darüber hinaus noch den Stellenwert in der Gesellschaft, genauso wie die Anwesenheit hoher Politiker und höchster Repräsentanten des Staates.
Wettkämpfe, Meisterschaften, Spielturniere, Leistungstests gehören dazu, ebenso aber gesellige- und Tanzveranstaltungen, Konzerte, Ausstellungen, Foren und turnpolitische Stunden, Treffs und Jugendlager. Wahrscheinlich ist die Anziehungskraft eines Turnfestes:
das gemeinsame Aktivsein - das gemeinsame Erleben - das besondere Erlebnis jedes einzelnen - die gemeinsame Fröhlichkeit - das Miteinander einer vertrauten Gruppe über Tage hinweg - das Kennenlernen anderer Menschen.
Freundschaftliche Bindungen beim Turnen und Wettkampf, Geselligkeit, Gemeinschaft und Kultur werden beim Turnfest erlebt und praktiziert; sie dauern nicht selten jahrzehntelang an.

Gesellige Veranstaltungen, Feste und Feiern unverzichtbar

Im allgemeinen läßt sich feststellen, daß es einen Verein ohne gesellige Veranstaltungen, Feste und Feiern nicht gibt. Gibt es ihn trotzdem, dann ist er auf die Dauer nicht lebensfähig. Dies gilt für alle Ebenen unseres Verbandes: wer miteinander turnt, der soll auch miteinander feiern. Das "Fest" ist ein Ausdruck menschlicher Freiheit.

Turnen hat Tradition

Unser Präsident Willi Greite sprach bei einem Festakt im Riesensaal der Coburger Residenz und führte dabei unter anderem aus: "Tradition und Fortschritt schließen sich im Turnerbund nicht aus, Fortschritt hat für die Turner immer Fortführung der Tradition mit anderen Mitteln bedeutet, Aktualisierung dessen, was geworden und gewesen war und sich bewährt hatte".

Menschliches Miteinander sichern

"Dabei sein - Mitmachen - Mitarbeiten - Gestalten" sei uns Aufforderung und Aufgabe. Wir wissen um das Manko an geistigen Mitteln für ein würdiges Leben und das Defizit in der Sicherung des menschlichen Miteinanders. Wir wissen - um die Anonymität unserer großen Städte - um die Einsamkeit und Isolation einzelner Menschen, ganzer Familien und gesellschaftlicher Gruppen - um Agressionen, die sich aufstauen und irgendwann zur Entladung kommen - um Kontakt- und Bewegungsarmut, Kommunikationsschwierigkeiten usw.

(Für die Praxis empfehle ich allen "Verantwortlichen" die ausführliche Darstellung unserer Bundeskulturwartin, Ilse Weber, und den Artikel "Turnvereine - Brücken von Menschen zu Mensch" unseres scheidenden Präsidenten, Willi Greite, in Heft Nr. 12/85 "Deutsches Turnen".

gez.: Willi Roth
Gau-Kulturwart