Ostwestfälischer Turngau
Samstag, 20.04.2024, 08:47:28
Wilhelm Weskamp

Ein Turnerleben, geprägt von Freundschaft und Treue, hat sich vollendet

Unser Turnbruder Wilhelm Weskamp ist am 14. April 1986 nach langer, mit Geduld ertragenen Krankheit verschieden.

Der Ostwestfälische Turngau verliert damit nicht nur seinen verdienstvollen Ehrenvorsitzenden, sondern einen liebenswerten Menschen, der darüber hinaus durch sein wirken in der Gesellschaft sich hohe Verdienste und Ehrungen erworben hat.

Wilhelm Weskamp wurde am 20. Juni 1903 in Bad Driburg geboren. Nach dem Besuch der Volksschule erlernte er das Tischlerhandwerk.
In den Reihen des Driburger Turnvereins von 1893 betätigten sich damals zahlreiche Handwerksburschen. So lag es nahe, daß Wilhelm Weskamp, turnerisch talentiert, als 16jähriger dem Turnverein beitrat. Sein turnerisches Können verband sich in idealer Weise mit Verantwortungsbewußtsein und Organisationstalent. Mit diesen Vorzügen ausgestattet war sein Weg zu zahlreichen Funktionen im Bereich des örtlichen und überörtlichen Turnens bereits vorgezeichnet.

Bereits im Jahre 1921 wurde Wilhelm Weskamp Vorturner, ab 1926 bekleidete er das Amt des 2. Turnwarts und gehörte bis 1933 dem Trommlerkorps des Vereins unter der bewährten Leitung des Tambourmajors Hubert Koch, auch "Schocks Hubert" genannt, an.

Sein turnerisches Können stellte Wilhelm Weskamp bei der Teilnahme an vielen kleinen und größeren Turnfesten unter Beweis. Einen nachhaltigen Eindruck hinterließ bei dem jungen Wilhelm Weskamp das Deutsche Turnfest im Jahre 1923 in München. In die Jahe zwischen der Beendigung des 1. Weltkrieges und der Machtübernahme fallen für den Driburger Turnverein wichtige Entscheidungen, an denen Wilhelm Weskamp maßgebend beteiligt war.

Einweihung des Iburg-Stadion, verbunden mit dem Gauturnfest 1928, die Einweihung der Vereinseigenen Turnhalle - das heutige Kreisjugendsportheim - im Jahre 1930 und das erste Iburgfest im Jahre 1934.

Nach dem 2. Weltkrieg faßte Wilhelm Weskamp alle Kräfte zusammen, um den Driburger Turnverein zu neuem Leben zu verhelfen. Nachdem der Driburger Turnverein und der Spiel- und Sportverein Bad Driburg als der heutige TuS Bad Driburg ein Stück des Weges gemeinsam gegangen waren, wurde der Turnverein Jahn Bad Driburg im Jahr 1954 wiederbegründet, dessen Amt als 1. Vorsitzender er bis 1968 bekleidete. Bereits im Jahre 1946 wurde Wilhelm Weskamp zum 2. Vorsitzenden des Ostwestfälischen Turngaues gewählt, und dank seines hervorragenden Einsatzes für die überregionalen Belange des Turnwesens berief ihn der Ostwestfälische Turngau im Jahre 1962 zu dessen 1. Vorsitzenden. Dieses hohe Amt bekleidete er bis zum Jahre 1972. Während seiner Berufung als Landrat wurde Wilhelm Weskamp auch das Amt als Vorsitzender des Kreissportbundes Höxter angetragen.

In Würdigung seiner Verdienste, die in der vorstehenden Aufzählung der Ämter im Turnbereich nur einen äußeren Niederschlag findet, wurde Wilhelm Weskamp 1968 Ehrenvorsitzender des Turnvereins Jahn Bad Driburg und 1972 Ehrenvorsitzender des Ostwestfälischen Turngaues sowie Ehrenmitglied des Westfälischen Turnerbundes.

Für die aufopferungsvolle Arbeit im Turnbereich wurde der Jubilar mit zahlreichen Ehrungen ausgezeichnet: goldene Vereinsnadel, Gauehrenbrief, Ehrenbrief des Westfälischen Turnerbundes mit Plakette, Ehrenbrief des Deutschen Turner-Bundes mit Nadel, und als wertvollste Auszeichnung die Jahnplakette.

Trotz der vielen Ehrungen und Auszeichnungen blieb er stets der schlichte und getreue Turnbruder im wahrsten Sinne des Wortes, der bis zuletzt, auch nach seiner Behinderung durch Krankheit, regen Anteil nahm am Turngeschehen in seinem Turngau. Beim letzten Landesturnfest im Juni 1985 in Detmold konnte er als Ehrengast viele alte Freunde im geselligen Kreis begrüßen. Besondere Freude bereitete ihm seine alten Freunde und Turnbrüder bei ihren Besuchen, zumal wenn dann ein frohes Turnerlied angestimmt wurde.

Von Jugend an fühlte er sich als reger aktiver Turner dem Turnertum verbunden und blieb auch später, als er in führender Position mehr als 25 Jahre dem Turngau gedient hatte, als unermüdlicher Rufer und Gestalter stets inmitten seiner Turnerschar, getreu seinem Wahlspruch "Frisch Fromm, Fröhlich und Frei!"
Unvergessen bleiben seine mitreißenden Reden auf den Gauveranstaltungen, mit denen er "jung und alt" immer wieder aufmunternde und aufforderte, sich den Aufgaben und Zielen des Turnerbundes zur Verfügung zu stellen; wie er selbst es in Jahrzehnten als Vorbild in Wort und Tat vorgelegt hat.

Seiner Ehefrau und seinen Familienangehörigen gilt die herzliche Anteilnahme an dem schmerzlichen Verlust aller Turnerinnen und Turner aus Ostwestfalen und darüber hinaus der vielen Freunde im Westfälischen Turnerbund.

Dankbarkeit und auch ein stiller Stolz darf uns erfüllen, daß Wilhelm Weskamp einer der unseren, unser Freund war, dessen wir stets in Ehrfurcht gedenken werden!

Die Gemeinschaft der Turnvereine Ostwestfalen nimmt in tiefer Trauer Abschied mit dem Versprechen, sein Wirken als Vorbild und Idealist fortzuführen.

Willi Roth

Entnommen aus dem Westfalenturner Nr. 9 vom 1. Mai 1986