Das Aufblühen des Werler Turnvereins unter seinem rührigen Vorsitzenden, Otto Lange, hat zu dem Wunsche Veranlassung gegeben, dem Gau und den Bewohnern von Werl und Umgegend zu zeigen, welch stattliche Schar von Turnern Werl aufzuweisen hat, wie weit sie in der Entwicklung des Turnwesens fortgeschritten sind, und welche Triebkraft dahintersteckt. Mit der Vorarbeit gedieh gleichzeitig der Gedanke, eine Jahrtausendfeier mit dem Gaufest zu verbinden. Von vornherein hat Werls Turnerschaft in inniger Gemeinschaft mit der Bürgerschaft Werls gearbeitet. Diesem Umstand ist das vorzügliche Gelingen des ganzen Unternehmens zu danken. Je rühriger die Turner wurden, desto weiter griff die Begeisterung in die Volksmassen; sämtliche Vereine Werls stellten sich in den Dienst des großen Gedankens hinter den Turnverein; Landrat und Bürgermeister übernahmen Ehrenvorsitz und Ansprachen. Als am Sonnabend, den 9. August, die Vesperglocken über die vieltürmige Stadt läuteten, da war die Vorarbeit geleistet, und nun konnte die Abwicklung der Festfolge vor sich gehen. Der Zapfenstreich vereinigte die gesamten Turner Werls, die aus dem langgestreckten Gau herbeigeeilten Kämpfer, Tausende von Männern, Frauen und Jugendlichen auf dem Marktplatze. Sie waren entzückt von den Bildern, welche von den 60 Jugendturnern durch Freiübungen und von der großen großen Schar fackelschwingender Turner hervorgezaubert wurden. Und als zum Schluß die schwelenden Fackeln zusammengeworfen wurden und die Turner im Kreis um die lohenden Flammen standen, das Fackelfeuer in die Gesichter aller Teilnehmer leuchtete und "O Deutschland hoch in Ehren" zum dunkelblauen Himmel emporjauchzte, da schlugen die Flammen der Begeisterung in die Herzen, und ein heiliges Ergriffen sein zuckte durch die Menge. Diese Stimmung hielt auch bei der Feier unter dem Riesenzelt auf der Gänseföhde an. "Rheinischer Abend" und "feucht-fröhliches Beisammensein der Turnerschaft" fanden Ausdruck in den Ansprachen, die vom Ehrenvorsitzenden Bartels, vom Ehrengauvertreter Prof. Schäfer, Soest und dem Gauvertreter Meyer zu Köcker gehalten wurden. Darbietungen, wie die des Fecht- und Schießklubs Werl und des Quartett-Vereins daselbst, fügten sich fein in den Rahmen des Abends, der den Charakter einer Volksfeier trug. Auch die Sonntagsfeier stand in diesem Zeichen. Das Volk nahm Anteil an den Wettkämpfen, die sich in Gestalt von Zwölf-, Neun- und Fünfkämpfen unter den rauschenden Bäumen der Gänsewiese abwickelten. Einem Triumphzug aber glich der Festzug, der eine machtvolle Kundgebung deutscher Sehnsucht, deutschen Wollens und deutscher Tat bedeutete. Blumenbekränzte Motorräder und Autos eröffneten den gewaltigen Zug, dann reihte sich der Reiterverein hoch zu Roß mit schmucken Kostümen an, dann wechselten inschier endloser Folge Turner, Militärvereine, Gesangvereine, kaufmännische und Männer- und Jünglingsvereine. Der Marktplatz vermochte kaum die unübersehbare Menge zu fassen. Sonnenglanz spielte auf allen Gesichtern, und Freude zog in das Herz, als der Bürgermeister mit kraftvollen Worten den Willkommengruß der Stadt entbot, und als er von der Turnerei als einer heilig-ernsten Angelegenheit des deutschen Vaterlandes sprach. Der Landrat, Freiherr von Werthern-Michels, zollte den Rheinländern für ihre Standhaftigkeit und Treue Dank, der in ein brausendes Hoch auf das Rheinland ausklang. Der Gauvertreter Meyer zu Köcker dankte den Rednern für ihre Worte, der Stadt Werl für ihre Anteilnahme an den Bestrebungen der Turnerschaft und bat, ihr stets eine unterstützende Hand zu reichen. Das Turnen sei nicht Selbstzweck, sondern ein Mittel, die Grundlage für geistiges, sittliches und nationales Leben zu schaffen. Mit einem "Gut Heil"!, das aus tausend Kehlen über den Marktplatz dröhnte, fand die erhebende Feier hier ihren Abschluß. Wieder vereinigte die Gänseföhde ungezählte Scharen und bot ein prächtiges Bild edler Turnkunst. Musterriegenturnen, Vereinsturnen, Freiübungen Jugendlicher füllten die Nachmittagsstunden und der Festball die des Abends. Die große Mühe, die der Werler Turnverein auf sich geladen hatte, war von Segen gekrönt. Er möge weiterschreiten auf der Bahn der Entwicklung zum Segen der deutschen Turnerei und des Volkes! - Gut Heil!
Wir lassen nun vorerst die Namen der fünf ersten Sieger der einzelnen Kämpfe folgen:
Zwölfkampf
Platz | Name | Verein | Punkte |
1. |
Otto Richter |
Lippstädter TV |
218 |
2. |
Aug. Blum |
Lippstädter TV |
214 |
3. |
Franz Lücking |
Soester TV |
210 |
4. |
Anton Thiele |
Lippstädter TV |
205 |
5. |
Walter Schwanenberg |
TV Jahn Paderborn |
204 |
Zehnkampf
Platz | Name | Verein | Punkte |
1. |
Hans Stratmann |
TV Jahn Paderborn |
179 |
2. |
Otto Richter |
TV Lippstadt |
168 |
3. |
Franz Lücking |
Soester TV |
167 |
4. |
Johann Schnittger |
Germania Lippstadt |
166 |
5. |
Walter Hense |
TV Jahn Paderborn |
162 |
Neunkampf der Aelteren
Platz | Name | Verein | Punkte |
1. |
Alpert |
TV Lippstadt |
146 |
2. |
Lodenkämper |
TV Lippstadt |
138 |
3. |
Falkenstein |
TV Lippstadt |
137 |
4. |
Wienecke |
Lipperode |
135 |
5. |
Eberling |
Germania Paderborn |
133 |
entnommen aus "Blätter für den Ostwestfälischen Turngau" No. 122, Oktober 1925
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