Ostwestfälischer Turngau
Donnerstag, 25.04.2024, 04:02:52
Gauspielfest in Elsen

Mit dem in Elsen stattgefundenen Gauspielfeste fanden unsere diesjährigen Gauveranstaltungen ihr Ende.

Ein altes Sprichwort sagt: "Ende gut, alles gut." Doch ich glaube dieses von unserer letzten Veranstaltung nicht behaupten zu können.

In nachfolgendem werde ich versuchen, die Mängel des Festes klarzulegen, damit wir es in Zukunft besser machen.

Eingeleitet wurde das Fest durch einen vom Turnverein Elsen veranstalteten Festkommers. Der Verein war gezwungen, diesen unter dem großen Zelte abzuhalten. Die turnerischen Vorführungen fanden reichhaltigen Beifall, besonders das Turnen der Schülerabteilung. Doch es wurde etwas zu viel geboten. Gegen 11 1/2 Uhr war Schluß. - Am Sonntagmorgen lag dicker Nebel Flur und Feld. Die Sonntagsstille wurde unterbrochen durch das bekannte Wecken des Trommlerkorps. Auf dem Turnplatze wurden die letzten Vorbereitungen getroffen für ein gutes Gelingen. Mittlerweile schlug auch das Wetter um. Dicke, schwarze Regenwolken jagten vorüber. Unser Gauspielwart gab sich allerlei Mühe um die Sache in Gang zu bringen, doch mir schien es, als ob die Sache nicht richtig klappte. Der Dreikampf dauerte furchtbar lange. Hier kann ich nicht umhin, unserm Gauspielwart einige Vorwürfe zu machen. Der Leiter des Festes hat dafür zu sorgen, daß alles sich schnell und ohne Reibung abspielt, hat auf Kampfrichter zu achten und Streitfragen zusammen mit dem Gauturnrat zu schlichten, falls solche vorkommen. Aber wie war es in Wirklichkeit? Der Gauspielwart fungierte selbst als Kampfrichter beim Laufen. Und vom Gauturnrat war er bis 10 1/2 Uhr vormittags allein vertreten, bis dann Gauturnwart Pilger und Gaukassenwart Knobbe erschienen. Der Herr Gauvertreter war auf Reisen und konnte nicht erscheinen und der Herr Gaugeschäftsführer, dessen Pflicht es war, einen Bericht vom Feste zu machen, war in Sassendorf als Redner beim dortigen Turnverein, welcher Lokalfest hatte. Ich wünsche dem Sassendorfer Turnverein gute Erfolge und gutes Emporblühen, aber ich muss es auf das Entschiedenste verurteilen, an Tagen, wo Gauveranstaltungen stattfinden, Vereinsfeste abzuhalten. Hier muss Wandel geschaffen werden. In den Gausatzungen steht es klipp und klar ausgedrückt und man sollte sich auch, und vor allem der Gauturnrat, daran halten. Abgesehen davon, daß ein Verein, welcher eine Gauveranstaltung übernimmt, es auf sein eigen Risiko macht. Meines Erachtens kommen wir dann weiter in unserem Gau.

Gegen 1 1/2 Uhr nachmittags war Festzug und es hatten sich von den erschienenen Vereinen die Turner gut eingefunden. Von den 40 Vereinen des Gaues waren 19 erschienen, also noch nicht einmal die Hälfte. Vor allem viel auf, daß die Vereine des 2. Bezirks östlich Altenbeken nicht alle erschienen waren. Auch hier war eine andere Veranstaltung, nämlich Sportfest in Höxter.

Nach Eintreffen des Festzuges auf dem Festplatze begann das Jugend- und Frauenturnen und die Spiele. Es kam nur je ein Spiel zum Austrag, und das Spielfeld lag öde und verlassen da.
Mit dem Frauenturnen geht es vorwärts im Gau und es wurden teilweise gute Leistungen erzielt, sprang doch eine Lippstädter Turnerin 4,55 Meter weit. Auch hier waren Mängel vorhanden, fehlte es doch völlig an Wertungsmaterial und musste ein blauer Aktendeckel dazu herhalten. Sparsamkeit an der verkehrten Stelle.

Gegen 6 1/2 Uhr fand nach einer Ansprache des Turngenossen Schlösser (Soest), welcher extra in Vertretung des Herrn Gauvertreters erschienen war, die Kranzverteilung statt. Damit fand der turnerische Teil seinen Abschluß.

Dies sind meine Eindrücke vom Spielfest 1921.

Turngenossen, wir müssen das Übel suchen, woran wir bei solchen Veranstaltungen kranken, um es in Zukunft besser zu machen.
Unsere Gauveranstaltungen müssen eine Heerschau des Gaues sein und dazu muss jeder Verein, jeder Turner sein Bestes mit beitragen, für unsere Deutsche Turnerschaft, für einen starken Ostwestfälischen Gau.

Mit "Gut Heil!"

Wilhelm Lengeling, Turnverein Elsen.

entnommen aus "Blätter für den Ostwestfälischen Turngau" No. 109, 03. November 1921