Ostwestfälischer Turngau
Donnerstag, 02.05.2024, 10:50:20
Deutsche Mehrkampfmeisterschaften

Erfolge - aber auch Verärgerung

Eigentlich könnten wir zufrieden sein. Denn mit vier Titelgewinnen und zahlreichen Medaillenplätzen haben sich die Aktiven des Westfälischen Turnerbundes bei den Deutschen Mehrkampfmeisterschaften in Essen hervorragend präsentiert. Trotzdem gibt es Verärgerung, wie in dem Kommentar von Karl-Heinz Messerschmidt nachzulesen ist.

Solche Stimmen sollten ernst genommen werden, weil gerade Mehrkämpfe ein ureigenes Kind der Turnbewegung sind, das es zu erhalten gilt. Vielleicht finden sich ja noch mehr Mitstreiter, die Bewegung in die Sache bringen.

Das gilt vor allem auch für die Mehrkampfbereiche, von denen keine Berichte eingegangen sind, obwohl WTB-Aktive in Essen am Start waren.

Leichtathleten stark wie immer

In einer supermodernen Sportanlage zeigten sich die Leichtathleten des Westfälischen Turnerbundes einmal mehr von ihrer starken Seite, was sich in einem Titelgewinn und weiteren sechs Medaillen niederschlug.

Bei der weiblichen Jugend 17-18 Jahre setzte sich erneut die 17-jährige Siegerländerin Katja Schönfelder (TV 1888 Eichen) mit 2685 Punkten klar durch, obwohl sie mit einer starken Erkältung angereist war, wodurch sie den angestrebten Deutschen Jugendrekord knapp um elf Punkte verfehlte. Zweite wurde die gleichaltrige Julia Schupp (TV Gronau) mit 2501 Zählern. Doch damit nicht genug der Medaillen im weiblichen Bereich. Lisa Otto (TV Frisch Auf 1912 Dresselndorf) erkämpfte sich in der Altersstufe 15-16 Jahre mit 2709 Punkten ebenso "Bronze" wie die Hilchenbacherin Lara Hoffmann bei den 13-14-Jährigen, die im vorigen Jahr bei den DMKM in Ludwigshafen Erste bei der weiblichen Jugend 12 Jahre war.

Spannung pur bot auch der Fünfkampf der Männer - und das auf einem hohem Leistungsniveau. Dem Titelverteidiger Matthias Esser (TV Allenbach) blieb am Ende mit 3086 Punkten "nur Silber", dennoch war er mit dieser Platzierung mehr als zufrieden. Rang fünf belegte der Deutsche Meister von 2002 (Leipzig) Sebastian Siller (2941). Auf Platz sieben kam Tim Eichentopf (2871/beide TV 1960 Langenholdinghausen), der schon 1995 in Paderborn Deutscher Meister der männlichen Jugend 13-14 war. Jeweils mit der Silber-Medaille geehrt wurden zwei weitere Siegerländer: Frank-Roland Weiß (TuS Hilchenbach) bei der männlichen Jugend 15-16 Jahre und Tobias Becker (TV Germania Buschhütten) in der jüngsten Altersstufe, männliche Jugend 12 Jahre.

Einen guten Mehrkampf zeigten im Stadion ,,Am Hallo" aber auch Nina Otto, die ältere Schwester der "Bronze"-Medaillen-Gewinnerin Lisa, bei den Frauen, sowie der 17-jährige Sebastian Liedtke (TV Städt. Rahmede), die jeweils Platz sechs erreichten. Aufs Treppchen kamen außerdem bei der männlichen Jugend 13-14 Jahre die beiden Nordsiegerländer Jonathan Schnurr (5.) und Dennis Krause (6.) und in der Männer 30-Wertung der 37-jährige Dirk Maximowitz (Schalksmühler TV), der aber dennoch mit seinem Wettkampf nicht zufrieden war. Zufrieden, ja sogar glücklich konnte dagegen der 16-jährige Frank-Roland Weiß sein, als nachträglich seine Bronze-Medaille "versilbert" wurde, weil sich sein gleichaltriger Mitstreiter Patrick Raatz (TuS Halver) äußerst fair verhielt. Als der Sauerländer nämlich auf dem Ergebnis-Aushang sah, dass ihm eine falsche (bessere) Schleuderball-Leistung eingetragen worden war, reklamierte er sogleich beim Wettkampfgericht- und die Berichtigung ließ ihn - mit nur einem Punkt (!) Rückstand auf den Bronze-Platz "abrutschen".

Drei Deutsche Friesenkampfmeister aus Westfalen

Zu den diesjährigen Deutschen Mehrkampfmeisterschaften in Essen hatten aus Westfalen leider nur drei Vereine ihre Friesenkämpfer gemeldet. Dafür war jedoch der Erfolg umso größer:

Timo Schmidt aus Paderborn konnte endlich den hart erkämpften Sieg für sich verbuchen. ln der zwar recht kleinen aber leistungsstarken Gruppe der 17-18-Jährigen überzeugte er besonders mit seinen guten Schieß- und Fechtergebnissen. Nach 3:12 im 1000m-Lauf und 1:33 auf 100m Brustschwimmen war der Sieg über den Saarländer Nicolas Moutty mit 10 Punkten Vorsprung zwar knapp aber redlich verdient.

Nadja Kirchhoff von d'Artagnan Bochum siegte in der AK 30 unangefochten. In allen fünf Disziplinen war sie ihren Gegnerinnen deutlich überlegen. Mit 78 geschossenen Ringen, sieben von neun möglichen Gefechtsiegen, 9,33 m im Kugelstoßen sowie guten Zeiten im Laufen und Schwimmen konnte sie ihre Goldmedaille klar mit nach Hause nehmen.

Ihre Vereinskameradin Kerstin Schwarzer konnte ihren Titel in der AK 50 wieder einmal erfolgreich verteidigen. Diesmal jedoch wurde es zum Ende hin recht knapp, da nach guten Kugelstoß- und Schwimmergebnissen das Fechten nicht ganz so erfolgreich verlief.
Zum Schluss reichte es ober dennoch. Schade nur, dass der DTB für die besten Kämpfe der Senioren keine Medaillen zur Verfügung stellt, da auch diese Altersgruppen hervorragende Leistungen erbringen.

Ganz hervorragende Platzierungen erkämpften sich auch die Jungen von d'Artagnan Bochum. Erik Schwarzer (Jg.88) wurde nach persönlichen Bestleistungen im Laufen und Schwimmen in einem sehr leistungsstarken Feld guter Fünfter. Lediglich das mäßige Schießergebnis verhinderte den Sprung auf das Siegertreppchen.

Den gleichen Platz erreichte Jonathan Imhoff (Jg. 92) bei seiner DM-Premiere. Seine Lauf- und Schwimmzeiten sind jetzt schon Spitzenklasse, im Fechten und Kugelstoßen muss er noch etwas zulegen, um nächstes Jahr in Berlin ganz vorn mit dabei sein zu können.

Nicht ganz so gut wie bei den Jungen klappte es bei den Mädchen. Die beste westfälische Platzierung erreichte Daphne Hesseler (Jg. 87) vom TV Horst-Emscher. Ihr merkte man deutlich an, dass sie z. Zt. nicht voll trainiert, so dass es zum Schluss "nur" zum 5. Platz reichte. Ihre erste Teilnahme an einer DM beendete Laura Sommer (Jg. 9l ) mit einem 9. Platz. Sie erbrachte in allen fünf Disziplinen die von ihr erwarteten Leistungen und kann nun bis Berlin versuchen, das Training so zu verschärfen, dass vielleicht noch einige Plätze gut zu machen sind.

K-H. Messerschmidt/ Kerstin Schwarzer

entnommen aus dem Westfalenturner Nr. 11 November 2004