Mehrkampf ist Vielfalt: DM in Eutin mit westfälischen Erfolgen |
Vom 19. - 20. September 2015 fanden die Deutschen Mehrkampfmeisterschaften in Eutin statt. Wer ist der größte Sportler?Mehrkampfmeisterschaften, das ist eine mögliche Antwort auf die Frage, wer ist der größte Sportler? Was einleuchtend klingt, wird dennoch nicht unbedingt überall so gesehen. Ist der größte Leichtathlet Ashton Eaton, der aktuelle Weltrekordler im Zehnkampf oder doch Usain Bolt, weil der die meisten Sponsorengelder auf sich zieht? Im Schwimmen müsste die Lagenstrecke am attraktivsten sein, und eine auf den ersten Blick exotische Kombination, der Triathlon, hat es geschafft, immer wieder in die Schlagzeilen zu kommen. Im Turnen ist klar, der Mehrkampftitel zählt am meisten. Königsdisziplin JahnkampfDer Deutsche Turnerbund hat viele seiner Sportarten gebündelt, wobei die drei olympischen Kernsportarten Turnen, Leichtathletik, Schwimmen die Königsdisziplin der Mehrkämpfe ergeben, den Jahnkampf. Das ist alles andere als Plaisirsport, der Sieger ist der Alleskönner, allerdings bleibt die allgemeine Wertschätzung deutlich dahinter zurück. Dafür gibt es eine ganze Reihe von Gründen, und dennoch ist für viele die Teilnahme an Mehrkampfmeisterschaften ein Höhepunkt ihres Sportlerlebens. Eutin war guter GastgeberWer in diesem Jahr Deutscher Mehrkampfmeister werden wollte, musste in den hohen Norden, nach Eutin. Die dezentrale Lage war aber auch die einzige Einschränkung, was den Ablauf dieser Großveranstaltung betrifft. Sehr gute Sportstätten gab es, gute Verbindungen dazwischen und überall hilfreiche Hände, die bei so komplexen Abläufen viel ausmachen. Westfälische ErfolgeZu feiern gibt es für Westfalen einige Titel. Bei den Friesenkämpfen, wo man auch noch Schießen und Fechten können muss, siegten in ihrer jeweiligen Altersklasse die Jugendlichen Viktoria Ahaus, Alina Krüger, Max Brinkhoff und Jorit Oberlüneschloß sowie in der Männerhauptklasse Timo Schmidt, dem sogar die Titelverteidigung gelang. Nicht nur der Sieg zähltNeben dem Blick auf die Besten ist für viele bereits das Erreichen der Qualifikationsgrenzen auf Landesebene ein starker Anreiz. Und zu Recht. Es ist schon reichlich bizarr, wenn immer nur der 1. Platz zählt. Bei den Allermeisten geht es um die Ansprüche an die eigene Leistung. Und da haben wegen ihrer Vielfalt die Mehrkämpfe besonders viel zu bieten. Weil eben nicht immer alles optimal gelingt, löst im Idealfall ein überstandener Meisterschaftswettkampf eine Lawine von Motivationsschüben für die kommende Trainingsphase aus. Manchmal fehlende TransparenzEin großes Handicap im Hinblick auf die Akzeptanz von Mehrkämpfen ist die fehlende Übersichtlichkeit. Beim Fußball weiß der Zuschauer jederzeit wie es steht. Im modernen Fünfkampf steuert man diesem Problem entgegen, indem man vor dem abschließenden Lauf alle bisherigen Leistungen in Zeitdifferenzen umrechnet, so dass am Ende der gewonnen hat, der als erster durchs Ziel geht. In Eutin empfanden wir es deshalb schon als Riesenfortschritt, dass direkt nach jeder absolvierten Disziplin die Zwischenstände im Netz abzurufen waren. Genau in die gegensätzliche Richtung läuft da die Abkehr vom Punktesystem und hin zur Rangbewertung (und zwar quadratisch!). Wer sich Platz 4 ausgerechnet hatte, war plötzlich Deutscher Meister und umgekehrt. Man muss nicht gleich an die Ziehung der Lottozahlen denken, aber Transparenz ist anders. Mehrkampf ist Atmosphäre purMehrkämpfe haben etwas zu bieten was bei den meisten anderen Wettkampfformen fehlt: Das Atmosphärische. Natürlich knistert es zwischen den heißen Titelkandidaten gelegentlich, aber wer sich keine Treppchenplatzierungen ausrechnet, findet schnell Verbindendes zu den anderen, und die Konkurrenzsituation tritt in den Hintergrund, weil niemand überall perfekt ist. |