Ostwestfälischer Turngau
Freitag, 29.03.2024, 08:21:04
36. Gauturntag in Geseke

Unser Gau hielt seinen diesjährigen Gauturntag am Sonntag, den 24. Februar im Hotel Kersting zu Geseke ab. Ueber 70 Vertreter aus allen Teilen des Gaues nahmen an den Verhandlungen teil. Im Auftrage der Geseker Stadtverwaltung und in Vertretung des erkrankten Bürgermeisters, richtete Magistratsmitglied Rechtsanwalt Becker herzliche Worte der Begrüßung an die Delegierten und wünschte den Beratungen einen vollen Erfolg, zum Segen der edlen deutschen Turnsache.

Nach Feststellung der Anwesenden erstattete der Gauvertreter Meyer zu Köcker einen allgemeinen Jahresbericht, dankte der Stadt Geseke für den freundlichen Willkommensgruß, wünschte dem erkrankten Bürgermeister gute Besserung und baldige Genesung und bat alle Anwesenden wie bisher, so auch in Zukunft in alter Treue weiter mit zu arbeiten am Erbe unseres Vater Jahn. Aus dem Vortrage des Gauvertreters ist als besonders erfreuliche Tatsache zu bemerken, daß im Mitgliederbestand des Gaues nach der diesjährigen Jahresbestandserhebung eine Zunahme zu verzeichnen ist. Die vorzügliche Werbearbeit der letzten Jahre beginnt Früchte zu tragen. Neben dem Geräteturnen, den volkstümlichen Uebungen, Spielen, Wandern usw. haben nunmehr auch der edle Fechtsport und der Schneeschuhlauf in unserem Gau ihren Einzug gehalten und erfreuen sich bereits in vielen Turnerkreisen wachsender Beliebtheit.

Im Anschluß an den Bericht des Gauvertreters sprachen Gauoberturnwart Pilger, Paderborn, und die übrigen Fachwarte über die turnerischen Veranstaltungen des verflossenen Jahres.

Der vom Gaukassenwart Knobbe, Geseke, vorgetragene Kassenbericht wurde mit größter Aufmerksamkeit aufgenommen. Den vorgebrachten Klagen über die unpünktliche Beitragszahlung konnte man die Berechtigung nicht absprechen. Bei vielen Vereinen muss hier ganz energisch Wandel geschaffen werden.

Die letzte Jahresrechnung der Kasse ist vom Turnverein Geseke auftragsgemäß geprüft. Rechtsanwalt Becker lobte die musterhafte Kassenführung. Die beantragte Entlastung wurde dem Kassierer einstimmig erteilt.

Eine neue, schwere Belastung der Vereine, die jedoch nicht zu umgehen war, ist die Erhöhung der Gausteuer für das laufende Rechnungsjahr von 2 RM auf 2.30 pro gemeldetes Mitglied. Das Gaublatt soll nach Bedarf weiter erscheinen. Es soll versucht werden, einen Teil des Stoffes durch die Westfälische Turnzeitung zu veröffentlichen. Der Voranschlag zum Haushaltsplan für 1929 fand seine Genehmigung in der vorliegenden Form.
Das nächste Gauturnfest wurde einstimmig dem Turnverein Steinheim übertragen. Es wird am 3. und 4. August abgehalten werden. Jahn Paderborn bekommt das diesjährige Gau-Spiel- und Sportfest. Die Bezirksturnfeste sind bei den Turnvereinen Ostönnen und Elsen in guten Händen. Die übrigen Veranstaltungen werden im bisherigen Rahmen abgehalten. Neu eingelegt ist auf Vorschlag des Gauoberturnwartes Pilger ein Musterriegenturnen des Gaues, um das Geräteturnen zu fördern. Es soll in mehreren Schwierigkeitsstufen erstmalig im September dieses Jahres in Bad Lippspringe abgehalten werden. Der nächste ordentliche Gauturntag wird in den Mauern Lippstadts stattfinden. Ein Antrag des Turnvereins Jahn Paderborn, ihm schon jetzt das Gauturnfest des Jahres 1930 zu übertragen, wurde bis zum nächsten Gauturntag zurückgestellt.

Dem Antrag des Turnvereins Jahn Soest btr. Starterlaubnis, wurde stattgegeben. Auch wurde auf Vorschlag dieses Vereins beschlossen, daß in Zukunft nur solche Anmeldungen als vollgültig anerkannt werden sollen, für welche die Festbeiträge vorher ordnungsgemäß eingezahlt sind.

Die von den Turnvereinen Lipperode und Vinsebeck beantragte Streichung der rückständigen Gausteuern wurde abgelehnt. Entgegenkommenderweise wurde aber ein Drittel der restlichen Steuern gestrichen. Die übrigen zwei Drittel sollen in Raten, die sich über mehrere Jahre verteilen, bezahlt werden. Dem Antrag der Turnvereine Soest 1862, Werl, Schwefe usw. auf Ausgemeindung aus dem Ostwestfälischen und Zuteilung zum Hellweg-Märkischen Gau wurde nicht entsprochen. Von der Gauleitung wurde jedoch zugesagt, sich beim Kreise dafür zu verwenden, daß die Spielmannschaften von Soest und Werl ihre Wettspiele in Zukunft im Hellweg-Märkischen Gau austragen dürfen. Der beantragten Erstattung von Reisegeldern an Spielmannschaften des Soester Turnvereins wurde ebenfalls entsprochen.

Die Wahlen erfolgten durch Zuruf. Einstimmig wiedergewählt wurden: Der Gauvertreter Meyer zu Köcker, Lippstadt, Gaugeschäftsführer Hagemeister, Bad Lippspringe, Gausportwart Richter, Lippstadt, die Bezirksturnwarte Vogt, Paderborn und Schäfer, Soest, sowie die Bezirksspielwarte Wibbe, Paderborn und Lüddeke, Brakel. Neu in den Gauvorstand wurden gewählt: als Gauspielwart Stürmann, Driburg, Gaufrauenturnwart Bensberg, Lippstadt und Gauschwimmwart Rodenkirchen, Paderborn.

Nach den Wahlen erfolgte noch die Festlegung der Termine für die zur Abhaltung gelangenden Lehrstunden usw. Einstimmig wurde der Beitritt des Gaues zur Deutschen Lebensrettungsgesellschaft beschlossen.

Gegen 17 1/2 Uhr nachmittags konnte der Gauvertreter das Wort zum Abschluß der Tagung ergreifen.

Sein Dank galt allen Teilnehmern für das bezeugte Interesse. Er sprach den Wunsch aus, daß die gefaßten Beschlüsse Samenkörnern gleichen und reiche Früchte tragen möchten, zum Besten des Gaues und der Deutschen Turnerschaft. Mit einem dreifachen "Gut Heil" auf Vaterland und Turnerschaft fanden die Arbeiten ihren Abschluß.

Konrad Hagemeister

entnommen aus "Blätter für den Ostwestfälischen Turngau" No. 137, 1. April 1929