Ostwestfälischer Turngau
Sonntag, 28.04.2024, 02:50:04
Erster Gauturntag zu Soest, am 11. Februar 1894

Der Gauvertreter, Dr. Schäfer, Soest, begrüßt die Erschienenen und wirft einen Rückblick auf die Entstehungsgeschichte des Ostwestfälischen Gaues. Der stellvertretende Gauvertreter, Ripke, Lippstadt, verließt die Namen der Abgeordneten und prüft deren Vollmachten. Es wird einstimmig beschlossen, bereits in diesem Jahre ein Gaufest zu begehen; der Antrag der drei Paderborner Vereine, das Fest auf dem Schützenhofe in Paderborn zu feiern, wird angenommen. Bei der Werthung der Uebungen soll die Wettturnordnung des achten Kreises zu Grunde gelegt werden mit der Abänderung, daß alle die einen Kranz erhalten, welche zwei Drittel von der höchsterrungenen Punktzahl gewinnen. Versammlung wählt für Gerätheturnen Uebungen am Reck, Barren und Pferd; als volksthümliche Uebungen Hochsprung, Steinstoßen und Laufen (100 m mit Umkehr). Bei schlechter Witterung soll statt Laufen, Weitsprung genommen werden. Das Einzelwettturnen wird vormittags, die gemeinsamen Freiübungen, das Musterriegenturnen, Kürturnen und Spiele werden nachmittags stattfinden. Der Gauturnwart stellt Pflichtübungen auf und sendet sie acht Tage vor der Gauvorturnerstunde in Paderborn an die einzelnen Vereine.
In dieser Vorturnerstunde werden die Pflichtübungen von den erschienenen Vorturnern endgültig festgesetzt. Bis zur nächsten Gauvorturnerstunde soll jeder Verein, wenn er kann, einen oder zwei Kampfrichter namhaft machen. Aus diesen wählt der Gauturnrath die Kampfrichter so, daß möglichst jeder Verein einen Kampfrichter stellt, die größeren Vereine deren zwei. Die Gausteuer wird für jedes Mitglied, welches zu seiner Vereinskasse zahlt, auf 30 Pfg. festgesetzt. Durch Zuruf werden aus dem bisherigen Gauvorstande Dr. Schäfer, Soest als Gauvertreter, Ripke, Lippstadt als stellvertretender Gauvertreter, Rhode, Paderborn als Gauturnwart und Amend, Paderborn als Gaukassenwart wiedergewählt. Die beiden anderen Vorstandsmitglieder lehnen eine Wiederwahl ab. An ihre Stelle wählt die Versammlung Wiethaupt, Paderborn als stellvertretenden Gauturnwart und Leinweber, Soest als Gauschriftwart. Der Gauvertreter des Hellweg-Märkischen Gaues, Rektor Bartholomäus, Hamm, wird einstimmig zum Ehrenmitglied des ostwestfälischen Gaues ernannt. Im Laufe dieses Jahres sollen vier Gauvorturnerstunden abgehalten werden, im März in Geseke, im Mai in Paderborn, im September in Soest und im November in Lippstadt. Die Versammlung geht nunmehr zur Berathung der Gausatzungen über. Der Gauvertreter verliest den Entwurf, den der Gauvorstand in der Sitzung in Lippstadt festgestellt hat. Derselbe lehnt sich an die Satzungen des Hellweg-Märkischen Gaues an; die Bestimmungen über Bezirksturnen sind gestrichen, da unser Gau bisher nicht in Bezirke eingetheilt ist; der Gauturnrath wird bei uns auf zwei Jahre gewählt mit der Maßgabe, daß jährlich drei Mitglieder ausscheiden; jeder Verein hat das Recht, für je 50 zur Gaukasse zahlende Mitglieder einen Abgeordneten zu den Turntagen und Vorturnerstunden zu entsenden. Jeder Verein ist verpflichtet, die "Deutsche Turn-Zeitung" in wenigstens einem Exemplar zu halten. Dieser Entwurf wird nach einigen erläuternden Bemerkungen ohne Abänderung angenommen.
Die Satzungen werden vorläufig nicht gedruckt, sondern jedem Verein sollen zwei hektographisch hergestellte Abzüge derselben zugestellt werden.
Dem Gauturnrath bleibt es überlassen, sich mit dem Gauturnrath des Hellweg-Märkischen Turngaues in Verbindung zu setzen, ob deren Gaublätter auch die Mittheilungen des Ostwestfälischen Gaues aufnehmen und so als Organ unseres Gaues gleichzeitig dienen sollen.

entnommen aus "Deutsche Turnzeitung" Nr. 18, 3. Mai 1894