Ostwestfälischer Turngau
Donnerstag, 25.04.2024, 20:08:20
Gauturntag in Paderborn

Am 25. Februar wurde in Paderborn der diesjährige Gauturntag abgehalten, zu dem die größte Anzahl der dem Gau angeschlossenen Vereine ihre Vertreter entsandt hatten. Nach einigen, die Tagung eröffnenden Worten des Vorsitzenden, Herrn Meyer zu Köcker, bewillkommte der Vertreter des Turnvereins "Jahn" Paderborn, Tgn. Suck die Vertreter. Die räumliche Enge möge, so wünschte der Redner, ein Abbild des engen geistigen Zusammenschlusses unter den Turnern des Gaues sein, besonders in dieser Zeit der Not. Nachdem er der Veranstaltung guten Erfolg gewünscht hatte, ergriff der Vorsitzende das Wort und lenkte die Blicke der Zuhörer auf die große moralische und materielle Not unserer Brüder und Schwestern im Einbruchsgebiet. Der gute, deutsche Geist in der Turnerschaft möge sich darin offenbaren, dass man den Notleidenden durch Opferwillige Bestrebungen den Rücken stärke. Dann entwarf der Redner ein ausführliches Bild von der Tätigkeit der Turnerschaft im Gau während des vergangenen Jahres. Sie ist als erfreuliche zu bezeichnen, und den meisten Vereinen gebührt Dank und Anerkennung für ihre Arbeit. Der Bestand hat eine Einbusse von ungefähr 400 männl. und 10 weibl. Mitgliedern erfahren. Neu aufgenommen sind die Vereine Schwefe, Erkeln und Schwaney; ausgeschieden sind Seminarturnvrn. Rüthen; der Turnv. Thüle soll sich der "Jugendkraft" angeschlossen haben. Beklagt wurde die unpünktliche Einsendung der Vereinserhebung. Es folgte sodann der Bericht des Gauturnwarts Pilger, der den Wert der Ordnungsübungen der festl. Veranstaltungen und bei Turnabenden in den Hallen betont.
Er wünscht, dass das Wandern nicht vergessen werde, ferner dass der Städtewettkampf sich nicht nur auf einige wenige Städte beschränke, sondern eine sachgemässe Ausdehnung auf nahe zusammenliegende Ortschaften erfahre. Zur Frage der Kampfrichter wurden mehrere Wünsche laut. Der "Soester Turnverein v. 1862" ließ durch den Trngn. Spiess auf ein einfaches, zeitsparendes Berechnungsverfahren hinweisen. Dem Gaukassenwart Knobbe wurde, da die Kassenführung zu Ausstellungen keinen Anlass gab, Entlastung erteilt. Der Gauspielwart Lengeling unterbreitete der Versammlung zur Erlangung eines geregelten Spielbetriebes im Gau eine neue Spielordnung. Als Nenngeld sind bei Endspielen 500 Mk. zu entrichten, die Einspruchssumme beträgt 1000 Mark.

Mit Rücksicht auf die Geldentwertung wird der Gaubeitrag vorläufig auf 130 Mk. (freibleibend) festgesetzt. Ueber das Bestehen des Gaublattes entspinnt sich eine längere Aussprache.
Dem bisherigen Drucker, der einen erheblichen Teil der Unkosten auf sich genommen hat, Herrn Hendeck, widmet der Vorsitzende warme Worte der Anerkennung und des Dankes. Die Versammlung beschliesst mit großer Mehrheit das Beibehalten des Gauturnblattes. Auf je 10 Mitglieder entfällt 1 Exemplar.
Das diesjährige Gauturnfest übernimmt der Lippstädter Turnverein von 48, am 3. Juni soll es vor sich gehen. Auf einen Dringlichkeitsantrag von Lippstadt hin wird ein Festbeitrag festgesetzt, der heute ungef. 700 Mk. entspricht. Jugendturner und Frauen zahlen 50% jener Summe. Damit die Abwicklung des Programms schneller vor sich gehe, schlägt Schäfers, Paderborn vor, die einzelnen Turnkategorien verschiedenen Obmännern zu unterstellen. Dadurch wird ermöglicht, das volkst. Turnen am Sonntag früh abzuhalten. Auch das Gauspielfest wird in Aussicht genommen; ohne Musik und Tanz soll es auf der Stadtheide bei Paderborn vor sich gehen, Turnv. Jahn Paderborn übernimmt das Weitere.

Es erfolgt dann die Durcharbeitung der Anträge. Dem Turnverein "Jahn" Paderborn wird die Erhöhung der Leihgebühr auf 3000 Mk. und besondere Vergütung der Batterie für die Benutzung der elektr. Uhr zuerkannt.

Der Turnv. Altenbeken erhält in diesem Jahr das Bezirksfest des 2. Bezirks. Seinem Antrage gemäß wird über die Einrichtung einer Rechtsschutzstelle im Gau verhandelt. Rechtsanwalt Dr. Oppenheimer hat sie übernommen.

Auch der Antrag des Turnv. "Jahn" Soest auf Aufrückung der 10 ersten Sieger in die 1. Abteilung wird stattgegeben.

Das Bezirksfest des 1. Bez. übernimmt der Turnverein Sassendorf am 19. August.

Die ausscheidenden Gauturnratsmitglieder werden wiedergewählt und nehmen mit Ausnahme des Turngen. Bospich die Wahl an. An Stelle des letzteren wird Steinhoff, Lippstadt gewählt.

Zum Frauenturnwart wird einstimmig Turngen. Strauch vom Turnv. "Jahn" Paderborn gewählt, der leider abgelehnt hat.

Die Meldungen zum Städtewettkampf müssten bis zum 11. März in den Händen des Gauturnwarts Pilger Paderborn sein.

Für den deutschen Turntag im Oktober ds. Js. in Würzburg wird Turngen. Baucks als Vertreter in Vorschlag gebracht.

Zum Schluß der Tagung verteilt der Gauturnwart Pilger die bei den Kampfspielen in Berlin erworbenen Urkunden an die Tgn. Kardung und Ehlers. Die Versammlung nimmt innigen Anteil an der Freude, die der Tgn. Pilger über die Siege zum Ausdruck bringt. Es verdient besonders hervorgehoben zu werden, dass Frl. Fobbe, Paderborn allein 3 Urkunden erhalten hat.

Damit erreichte die wichtige Tagung ihr Ende.

Carl Baucks

entnommen aus "Blätter für den Ostwestfälischen Turngau" No. 114, April 1923